Von Peter Lahr
Mosbach. Sie ist eine typische Quereinsteigerin, die Kabarettistin Eva Eiselt, die am Freitag, 28. April, im "fideljo" in Mosbach ihr Soloprogramm "Neurosen und andere Blumen" zeigt. Vom Germanistikstudium zog es sie zur Theaterassistenz und ins Schauspiel. Nach einigen Jahren auf den "großen" Bühnen schlüpft sie nun als Kabarettistin in sehr unterschiedliche Rollen. Zwischen den Träumen der Bundeskanzlerin und den Ansichten des Rentners Udo entwirft Eva Eiselt eine bunt blühende Spielwiese für nachhaltiges Kabarett. Was man darunter verstehen kann, verrät sie im RNZ-Interview.
"Neurosen und andere Blumen" überschreiben Sie ihr Bühnenprogramm. Welche Blüten darf der Zuschauer denn erwarten?
Die unterschiedlichsten Erblühungen. Von unserer Bundeskanzlerin, die allmählich schon verblüht. Dazu kommen noch ein paar Männer, die auf ihre Weise auch blühen, sowie noch einige andere Blüten.
In welcher Gärtnerei finden Sie ihre Ideensetzlinge? Woher kommt der Stoff? Wie kommt das Programm zu Ihnen?
Es ist beides: der heimische Komposthaufen und die weite Welt. Überall, wo ich mich bewege, hole ich meine Ideen her. Die Ideen liegen auf der Straße. Man muss nur mit dem Besen vor der eigenen Haustüre kehren.
Sie versprechen ein nachhaltiges Kabarett. Verzichten Sie dabei auf Kahlschnitte und umgraben? Oder wird das Publikum beginnen, Kabarett zu betreiben?
Nachhaltig hoffe ich insofern zu sein, dass man nach dem Abend nicht alles vergisst. Dass das Publikum etwas mit nimmt. Eine Frau sagte mal nach der Vorstellung zu mir: "Ab morgen mache ich, was ich will." Das ist doch schön, wenn die Dinge, die verhandelt werden, bleiben. Ich weiß allerdings nicht, ob die Frau am nächsten Tag auch damit angefangen hat… (lacht). Es geht bei den "Neurosen" um die virtuelle Welt und die reale Welt. Um den Begriff der Vorstellung. Auch die Vorstellung, die wir von uns haben.
Sie seien vom Theater ins Kabarettfach "geschlittert"’, haben Sie einmal gesagt. Weshalb sind Sie dann beim Kabarett geblieben?
Der Reiz dabei ist, dass ich das Gefühl habe, dass bei der Kleinkunst alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Die Veranstalter, die Künstler und das Publikum wollen alle, dass man einen schönen Abend miteinander verbringt. Beim Theater spielen noch viele andere Strukturen eine Rolle: da gibt es Neid, Missgunst, Hysterie. Da hängt ein großer Apparat mit dran. Ich möchte jetzt nicht dagegen ankämpfen. Aber ich bin auch nicht ein großer Freund von eingefahrenen Strukturen.
Auf der Bühne schlüpfen Sie gerne in unterschiedliche Rollen. Da bleibt ja etwas von der Schauspielerin Eva Eiselt erhalten. Erlebt man auf der Bühne auch mitunter Eva Eiselt als Eva Eiselt?
Es ist viel vom Theater übrig geblieben. Ich spiele, spiele, spiele sehr gerne: Theater, Comedy, Kabarett. Gerade bei den "Neurosen" wird die Vorstellung sehr bunt. Als Eva Eiselt bin ich in einem anderen Programm zu sehen, in "Vielleicht wird alles vielleichter."
Ihr Partner ist Regisseur. Arbeiten Sie mit ihm zusammen? Oder ist jeder in seiner Sparte für sich unterwegs?
Wir arbeiten zusammen und haben ein kleines Theater in der Eifel. Das ist vielleicht so ähnlich wie bei Ihnen das "fideljo". Da ist er immer auch mit dabei. Er hat mir auch geholfen beim Programm. Es sind aber verschiedene Hebammen daran beteiligt. Ein Regisseur im Haus ist geschickt und ungeschickt.
Haben Sie dann auch mal Feierabend?
Wir haben Regeln gefunden, wie man das eine und das andere voneinander trennt.
Sie haben es bereits verraten, bei den "Neurosen" hat die Kanzlerin einen Gastauftritt. Arbeiten Sie mit weiteren Prominenten zusammen?
Die einzige waschechte Parodie ist die Bundeskanzlerin. Ich spiele darüber hinaus einen Udo, das ist ein Rentner. So einen hat jeder - in der Familie oder als Nachbarn. Ich versuche, Personen, die jeder kennt, zu mimen. Die Bundeskanzlerin spiele ich schon seit neun Jahren. Ich bin da auch so reingeschlittert. Ich hoffe, sie wird im September nicht wieder gewählt. Ich mache einen "Tag der offenen Kanzlerin". Man kann ihr bei der Arbeit zusehen. Sie formuliert auch ihre Träume.
Sie wehren sich dagegen, in die Schublade "Frauenkabarett" gesteckt zu werden. Aber jenseits der Einteilungen: Wie bringen Sie Kabarett und zwei Kinder unter einen Hut?
Ich bin eine Frau. Das lässt sich nicht vermeiden. Ich vollbringe eine Grätsche, wie so viele andere Menschen auch, die Beruf und Kinder zusammen stemmen. Man muss es einfach tun. Das Kabarett ist insgesamt ein männerdominierter Beruf. Es wird auch viel dafür getan, dass es so bleibt. Mit dem Begriff "Frauenkabarett" kann ich aber nichts anfangen. Es ist doch nicht normal. Es gibt ja auch Fußball und Frauenfußball. Keiner sagt Männerfußball. Aber wenn man bedenkt, seit wann die Frauen hierzulande das Wahlrecht haben, hoffe ich darauf, dass mir irgendwann diese Frage nicht mehr gestellt werden wird.
Tickets: Eintrittskarten für das Gastspiel von Eva Eiselt gibt es unter anderem in der Geschäftsstelle der RNZ.