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Johannes-Diakonie Mosbach: Wie beeinflussen "innere Bilder" das Handeln?

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Von Frank Heuß

Mosbach. Mit ihrer 20. Auflage feierte die Fachtagung an der Fachschule der Johannes-Diakonie Mosbach dieses Jahr ein kleines Jubiläum. In der zugehörigen Pressekonferenz im Kultur- und Begegnungszentrum "fideljo" verdeutlichte bereits die Präsenz der gekommenen Referenten, dass sich die Fachtagung längst deutschlandweit einen Namen gemacht hat. Und auch das Thema, über das man mit den rund 250 aus allen Ecken des Bundesgebietes angereisten Teilnehmern sprach, hatte man mit viel Überlegung gewählt, wie die Schulleiterin der gastgebenden Fachschule, Birgit Thoma, sowie der Programmverantwortliche, Stephan Friebe, gleich eingangs erörterten.

So habe man etwas gesucht, das zwar besonders zur Arbeit der Teilnehmer auf den unterschiedlichen Feldern des Sozialwesens sowie in den Zusammenhang mit Behinderten passt, aber auch "etwas Alltägliches ist", so Friebe. Er unterstrich dabei, dass letztlich alles mit "Haltung" zu tun habe. "Begegnen oder ausgrenzen? - Wie innere Bilder unser Handeln leiten" ließ sich als Überschrift inhaltlich sehr vielfältig ausfüllen und mit Referenten besetzen, die sich dem über ganz unterschiedliche Zugänge nähern.

So war mit Professor Dr. Thomas Kretschmar ein früherer Hochschullehrer gekommen, der heute eine psychologische Unternehmensberatung führt. In seinem Referat befasste er sich mit unbewussten Informationen, die großen Erkenntniswert über das jeweilige Gegenüber haben können.

Ganz anders mit "inneren Bildern" befasst ist die frühere Radiomoderatorin Lilian Masuhr, die heute für die Organisation "Sozialhelden" arbeitet und als Internet-Aktivistin in Erscheinung tritt. Sie beleuchtete, wie über behinderte Menschen in den Medien gesprochen wird und welche Bilder dabei transportiert werden. "Die Medien tragen große Verantwortung", betonte Masuhr. Begleitet wurde sie von Andrea Schmidt, einer Kleinwüchsigen, die aus ihrer eigenen Erlebenswelt so manches darüber beitragen konnte, wie vermeintliche "Hilfsangebote" bei Menschen mit Behinderungen völlig falsch ankommen oder übersteigert werden können. So habe sie sogar einmal zehn Euro in die Hand gedrückt bekommen, ohne in irgendeiner Form nach Geld gefragt zu haben.

Der Verwaltungswirt und evangelische Pfarrer Rainer Schmidt feierte als Tischtennisspieler bei den Paralympics große Erfolge. Schmidt fehlen beide Unterarme; Tischtennis spielt er mit einer Spezialprothese. Heute macht er als Kabarettist eine weitere Karriere. In seinem Bühnenprogramm gehört die Selbstreflexion auf humoristische Weise mit dazu, mit der er auch die Fachtagung bereicherte. Die Kunst in seinen Auftritten sei, "Bilder ins Spiel zu bringen".

Denselben Nachnamen trägt Dr. Peter Schmidt, dem man im Unterschied jedoch "die Behinderung gar nicht ansieht". Schmidt ist, lange ohne es selbst zu wissen, Autist - und ansonsten Diplom-Geophysiker, IT-Experte und Schriftsteller. Sein Buch "Ein Kaktus zum Valentinstag" schaffte es auf die Spiegel-Bestsellerliste. Die ganz eigene bildliche Wahrnehmung der Welt aus der Perspektive eines Autisten und die damit verbundenen Besonderheiten beschrieb er auch im Pressegespräch facettenreich.

In Diskussion kam er insbesondere bei den Begriffen von "Gleichheit" und "Gerechtigkeit" nach dem Grundgesetz mit Karin Joggerst. Die Diplom-Politologin arbeitet als Kommunikationstrainerin und setzte sich in ihrem Beitrag mit Vorurteilen und deren Auswirkungen auseinander. Es sei für viele "schmerzhaft, sich überhaupt damit auseinanderzusetzen", so Joggerst.

Und wie war die Resonanz bei den Tagungsteilnehmern? Zum Zeitpunkt des Pressegespräches konnte Moderatorin Kirsten Baumbusch von spürbarem Interesse berichten. So sei es meist sehr ruhig im Auditorium gewesen. "Jeder hat Impulse mitgenommen", war sie sicher.


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