Von Ursula Brinkmann
Haßmersheim. Der Bürgerbus hat (nicht nur) die Gemeinde Haßmersheim, deren Gemeinderat und auch die Bürger schon einige Male beschäftigt. Die jüngste Sitzung des Rates machte da keine Ausnahme. Denn ein Bürger aus Kälbertshausen wollte in der Fragestunde zu Beginn der Sitzung einiges zu dem Projekt wissen, insbesondere zu den Fragebögen, die in diesem Zusammenhang an die Haushalte verteilt wurden. Der interkommunale Bürgerbus soll die Mobilität in Haßmersheim und Hüffenhardt nebst ihrer Ortsteile verbessern. Ehrenamtliche Fahrer sollen einen Kleinbus steuern, für dessen Anschaffung eine Förderung aus dem "Leader"-Programm beantragt und genehmigt wurde.
Aber nicht nur diese Finanzspritze kommt der Kommune im Zusammenhang mit dem Bürgerbus zugute, sondern es geht um weit größere Summen. Kann die Gemeinde nämlich ein öffentliches Verkehrsmittel nachweisen, das die Anbindung zur S-Bahn schafft, bleibt es bei einer Umsatzsteuerrückerstattung in Höhe von 840.000 Euro, und zwar für Kosten, die der Bau des Neckarstegs verursacht hat. "Das müsste aber kein Bürgerbus sein", wollte Bürgermeister Michael Salomo das Projekt in erster Linie als eines verstanden wissen, das älteren und hilfsbedürftigen Mitbürgern ebenso wie jungen Leuten Mobilitätsmöglichkeiten eröffnet, "ein Ruftaxi hätte steuerrechtlich gesehen den gleichen Effekt." Da der die Fähre ersetzende Steg steuerrechtlich "ein Betrieb gewerblicher Art" ist, kam es überhaupt zu der Rückerstattung.
Aus den Worten des Kälbersthauseners war außerdem zu entnehmen, dass das Interesse an einem Bürgerbus keineswegs ausschließlich positiv sei. "Wo können die, die das nicht befürworten, auf dem Fragebogen ihr Kreuzchen machen?" Salomo versicherte, dass entsprechende Aussagen sehr wohl in die Auswertung einfließen würden. "Von den Bögen, die wir zurück bekommen" will der Rathauschef Rücklauf und Auswertung abwarten. Eine Bürgerbus-Anbindung der S-Bahn an die betreffenden Gemeinden und Ortsteile hält man in der Verwaltung für sehr sinnvoll. "Denn müssen die Leute erst ins Auto steigen, um zur S-Bahn zu kommen, dann fahren sie auch gleich weiter." Vom Verdacht des "Abfischens" von Geldern sieht sich Salomo jedenfalls nicht betroffen.
Die Bahn und ihre Auswirkungen betrafen einen weiteren Tagesordnungspunkt der Sitzung. Ein Lärmaktionsplan soll ermitteln, wo es in Haßmersheim laut ist. Der Plan gilt für die bebauten Bereiche Haßmersheims (Neckarstraße) gegenüber der B 27. Hier trifft die Anwohner nicht nur Straßenverkehrslärm, sondern insbesondere der Krach, den die Züge verursachen. Wegen des Steilhangs auf der östlichen Neckarseite schallt es über den Fluss hinüber. Bürgermeister und zwei Gemeinderäte konnten aus eigener Erfahrung die Problematik schildern. Mit dem Aktionsplan, der in Maßnahmen zur Bekämpfung des Lärms münden könnte, wird ein erster Schritt getan, wie ihn das Verkehrsministerium Baden-Württemberg fordert.
Außer zwei Anträgen auf Baugenehmigungen, die beide einstimmig das Gremium passierten, hielt die Gemeinderatssitzung zwei Personalien parat: zum einen wurde Marco Bauhardt aus dem Rat nach knapp 13-jähriger Zugehörigkeit mit Dank verabschiedet. Fast doppelt so lange, nämlich 25 Jahre, gehört ihm Karlheinz Graner an. Für diese "Verdienste um Bürger und Gemeinde" übergab ihm Bürgermeister Salomo eine Ehrenurkunde des Gemeindetags. "Garniert" wurden die Verdienste mit Applaus der Kollegen und Präsent.