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Städtepartnerschaften von Mosbach: Eine europäische Dreiecksbeziehung

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Von Ursula Brinkmann

Mosbach. Seit vielen Jahren pflegt Mosbach viele Partner-, ja, Freundschaften mit anderen Städten in Europa, die durchaus schon zu Querverbindungen geführt haben. Doch ein Drei-Städte-Treffen, das hat’s bisher noch nicht gegeben. Mit Blick auf den Atlas hatte Ursula Geier, die städtische Partnerschaftsbeauftragte, festgestellt: "Mosbach bildet ja den geografischen Mittelpunkt zwischen Château-Thierry und Pößneck - in etwa." Die Idee zu einem Treffen der drei Städte war geboren, und so lud die Große Kreisstadt Mosbach ihre französischen und thüringischen Städtepartner ein zu einem Chor-, Sport- und Austauschwochenende. 100 Gäste kamen, 74 aus der Champagne, 26 aus Thüringen.

Mit einem (auch dem heißen Wetter geschuldeten) lockeren Empfang im Rathaussaal nahm der Reigen der Veranstaltungen den von offizieller Seite gestalteten Auftakt. Fähnchen und Blumen in den jeweiligen Nationalfarben waren ebenso bunt wie das Völkchen, das sich teils stehend, teils auf dem Boden sitzend eingefunden hatte, denn viele junge Menschen waren darunter. Mit Kostüm, bzw. Anzug und Schärpe nahmen sich die offiziellen Vertreter zwar gebührend festlich-formell aus, doch spürte man, dass die Bande der Freundschaft längst aus einem Stoff gewebt sind, der schon lange über Landes- und Ländergrenzen hinweg reicht. Auch jenseits von "Politik und Protokollen", wie Oberbürgermeister Michael Jann "von unten gewachsene Gemeinsamkeiten der Bürger, Schüler und Vereine" beschrieb.

Gleichwohl äußerte er sich in seinem Grußwort zur aktuellen Politik, den anti-europäischen Bewegungen. "Unsere drei Städte gehören zu denen, die frühzeitig verstanden haben, in Frieden und Solidarität in einem geeinten Europa zu leben." Ein freies und friedliches Europa - Château-Thierry, Pößneck und Mosbach könnten für sich in Anspruch nehmen, einen Anteil dazu beigetragen zu haben.

Von Europa-Pathos waren auch die Reden der französischen Volksvertreter geprägt. Monique Vandenberghe und Felix Bokassia vertraten Bürgermeister Jacques Krabal und erinnerten an die Anfänge der französisch-deutschen Partnerschaft. "1957 fand der erste Schüleraustausch statt", übersetzte die Vorsitzende der "Association de jumelage", Danièle Briet, "1964 besuchte der damalige Bürgermeister Lemret zum ersten Mal Pößneck." Château-Thierry und Mosbach wurden 1974 Partnerstädte, Pößneck und Mosbach 1989, Château-Thierry und Pößneck 1992.

Kein Wunder, dass das ausgiebig zelebriert wurde: auf das Fußball-Turnier am Nachmittag folgte am Abend ein gemeinsames Chorkonzert in der Stiftskirche. Pößnecks Bürgermeister Michael Modde konnte nur bestätigen: "Was gibt es Schöneres, als den Austausch bei Aktionen, wie wir sie lieben: Fußball und Musik." Von eher praktischem Nutzen dürfte das Zusammentreffen der französischen Mediathek-Leiterinnen mit ihren Mosbacher Kollegen gewesen sein.

Wurden die Worte der beiden französischen Gemeinderäte von Danièle Briet übersetzt, so übernahm den umgekehrten Part Ralph Hornung für die Rede des OB. Manches jedoch, insbesondere Begeisterung, braucht keine Übersetzung, und so schmetterte Michael Jann am Ende seines Grußworts: "Vive la France, vive la Pößneck, vive la Mosbach!". Auch die Franzosen sparten nicht mit starken Worten. An Kennedys berühmtes Bekenntnis in Berlin angelehnt, offenbarte Monique Vandenberghe: "Nous sommes des Mosbacher, nous sommes des Pößnecker!" Und Felix Bokassia attestierte den Gastgebern ein "Leben wie Gott in Mosbach."


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