Von Peter Lahr
Elztal. "Eigentlich kannst du jeden der Standpunkte ein bisschen verstehen." Mit diesem Fazit stand ein Besucher der kommunalen Informationsveranstaltung über die "Zukunft der Grundschule in Elztal" am Mittwochabend nicht alleine da. Gemeinde-, Schul- und Elternvertreter waren in der Schulturnhalle Dallau mit gut 100 Bürgern in einen regen Gedankenaustausch getreten. Sowohl die Befürworter einer zentralen Grundschule in Dallau als auch die Anhänger der bisherigen Lösung mit weiteren Standorten in Neckarburken und Auerbach brachten stichhaltige Argumente vor.
Um das aktuelle Stimmungsbild vor Ort, das Bürgermeister Marco Eckl sich von der Veranstaltung erhoffte, deutlich zu machen, überreichten Marianne Kratzmann-John und Melanie Vogelmann von der Elterninitiative Auerbach 900 Unterschriften, die sich für den Erhalt des status quo aussprachen. Ob der ursprünglich für den 25. Juli terminierte Grundsatzentschluss des Gemeinderats zum Thema "Grundschule" beibehalten oder verschoben wird, ließ Bürgermeister Marco Eckl am Ende der Veranstaltung offen.
"Es ist im Prinzip Ihr Abend, ich habe hier keine Aktien drin, ich wohne in Limbach", erklärte Moderatorin Friederike Kroitzsch. Sie wolle lediglich mithelfen, die Leute an diesem Abend gut und konstruktiv miteinander ins Gespräch zu bringen. "2015 wurde unser Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule abgelehnt. Damit gibt es ab dem Schuljahr 2019/20 in Dallau keine Werkrealschule mehr. Auch für eine Hauptschule gab es nur vier, fünf Anmeldungen." So beschrieb Bürgermeister Marco Eckl die Ausgangssituation. Die derzeitige Sekundarstufe (7., 8. und 9. Klasse) könne noch ihren Abschluss machen, danach sei Schluss. Was also tun mit der Dallauer Schule und ihren zehn Klassenzimmern?
"Zwei mögliche Szenarien" wollte der Bürgermeister durchspielen. Entweder die drei Schulstandorte beibehalten oder ein Grundschulzentrum errichten. Das mögliche dritte Szenario - nur einen Außenstandort zu schließen - wollte Eckl nicht näher beleuchten. Er gab zu bedenken, dass man derzeit drei Gebäude zu unterhalten habe. Würde Dallau eine zweizügige Grundschule mit acht Klassen, müsse man nur an einem Standort in die Sanierung investieren. Dann allerdings müsse man sich Gedanken machen über eine Umnutzung der beiden frei werdenden Gebäude. Neu für viele Zuhörer war der Hinweis, dass Grundschulkinder generell mit dem Bus transportiert würden und nicht mit der S-Bahn fahren müssten.
Mit einer kleinen "Geschichtsstunde" eröffnete Schulleiter Herwig Senk seinen Überblick: "Als ich 2004 hier anfing, gab es 500 Schüler in 19 Klassen. Heute sind es 220 Schüler in acht Klassen. Bis vor kurzem hätte man gar nicht alle Schüler hier unterbringen können." Er sei für eine Zentralisierung, da er das Beste für die Schüler wolle. Da Senk Ende des Schuljahrs in Ruhestand geht, übergab er das Wort an seine (zumindest kommissarische) Nachfolgerin Jasmin Ehrfeld, bislang stv. Schulleiterin: "Für Lehrer bedeutet das Stress", beschrieb sie die derzeitige Situation. Besonders wenn man den Standort wechseln müsse. "Die Distanz ist zu groß. Ein Skelett von Auerbach nach Dallau zu transportieren, ist schwierig." An drei Standorten sei zudem kein Klassen übergreifendes Arbeiten möglich.
"Total plausibel ist für mich die Sache mit dem Stundenausfall. An einem Standort können Lehrer schneller agieren", unterstrich Gesamtelternbeiratsvorsitzende Tamara Schröder. Sie habe zwar "Verständnis für alle, die sich vor Ort für den Erhalt der Grundschule einsetzen", aber in einer zentralen Grundschule lasse sich auch besser Gemeinschaftssinn entwickeln.
"Wir sprechen hier alle für das Wohl der Kinder", übereinstimmte Marianne Kratzmann-John mit ihrer Vorrednerin. Dennoch sprach sie sich gegen eine Schließung der Auerbacher Grundschule aus. Neben dem Leerstand eines dritten öffentlichen Gebäudes im Teilort brannte ihr - wie vielen weiteren Diskussionsteilnehmern - das Thema "Randzeitenbetreuung" unter den Nägeln. Das bisherige Prozedere durch die Gemeinde schien ihr ein "Schnellschuss", bei dem man letztlich nicht genau wisse, wohin die Reise gehe. "Meine Sympathien liegen beim status quo", betonte Auerbachs Ortsvorsteher Stefan Sauter-Schnabel und regte die Schaffung eines runden Tischs an. "Da weiß ich noch nicht, wie ich dazu stehen soll", zeigte sich Neckarburkens "Dorfpfarrer" Martin Sommer unentschieden. Er dachte auch an die noch unabsehbaren Folgen für den Kindergarten am Ort. "Sie können doch nicht erwarten, dass wir schon ein ausgeklügeltes Modell haben. Deshalb tauschen wir uns heute ja aus", erwiderte Schulleiter Herwig Senk auf die Bitte um "etwas mehr Fleisch auf den Knochen."
"Wir haben absolutes Verständnis, aber wir können nicht unsere Augen vor der Entwicklung der Kinderzahlen schließen. Wir sind jetzt an einem Scheideweg", unterstrich Bürgermeister Eckl.