Von Heiko Schattauer
Neckarwestheim/Obrigheim. "Nach dem Castor ist vor dem Castor" - diese Devise hatten die Atomkraftkritiker vom Bündnis "Neckar castorfrei" ja bereits nach dem ersten Transfer von abgebrannten Brennelementen des Kernkraftwerks Obrigheim (KWO) nach Neckarwestheim vergangene Woche ausgegeben. Und in der Tat: Beim Energiekonzern EnBW verliert man keine Zeit, der zweite Transport ist bereits in Vorbereitung. "Wir haben damit begonnen, drei leere, unbenutzte Castorbehälter in den am Kernkraftwerk Neckarwestheim ankernden Schubleichter zu fahren", teilte das Unternehmen am gestrigen Montag mit. In leerem Zustand geht dieses Prozedere recht zügig - bereits heute soll sich das Schubschiff mit den Castorbehältern an Bord neckarabwärts auf den Weg nach Obrigheim machen.
Dort wartet bekanntlich noch ein Gutteil der ursprünglich 342 abgebrannten Brennelemente aus Betriebszeiten des 2005 stillgelegten KWO auf den Abtransport. Beim Premierentransfer waren vergangenen Mittwoch die ersten drei Castorbehälter ins Zwischenlager Neckarwestheim gebracht worden, insgesamt sind fünf Transporte mit jeweils drei Behältern geplant und genehmigt. Bis Ende des Jahres sollen alle Brennelemente aus Obrigheim abtransportiert sein.
Wann der zweite "heiße" Transport mit beladenen Castorbehältern dann tatsächlich vollzogen wird, will und darf die EnBW nicht bekannt geben. Man beruft sich auf Sicherheitsbestimmungen und entsprechende Vorgaben aus der Transportgenehmigung.
Bei der Polizei darf man sich aber wohl schon bereithalten, um - abermals mit großem Aufgebot - die nächste Verschiffung des hoch radioaktiven Atommülls von Obrigheim nach Neckarwestheim abzusichern. Beim ersten Transfer war es vergangene Woche trotz massiver Sicherheitsmaßnahmen und immenser Polizeipräsenz zu erheblichen Störungen des Transports gekommen. So hatten sich in Bad Wimpfen Umweltaktivisten von einer Brücke abgeseilt und den Schubverband kurzzeitig ausgebremst. Die Polizei hatte im Nachgang des ersten und im Hinblick auf weitere Transporte "Optimierungen an verschiedenen Stellen" angekündigt.
Die Atomkraftgegner ihrerseits haben weitere Protestaktionen prophezeit. Beim Aktionsbündnis "AtomErben Obrigheim" bemängelt man vor allem auch das Beladungsprozedere der Castorbehälter am Kernkraftwerk in Obrigheim, das nach Ankunft des leeren Schubverbands ab morgen wieder anlaufen wird. So gebe es für die "Zwischen-Zwischenlagerung" bereits mit Brennelementen gefüllter Behälter auf dem Kraftwerksgelände keine Genehmigung, insgesamt sei der Umgang mit den Castoren zu locker, so die "AtomErben".