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RNZ-Wahlforum in Mosbach: Mehr Geld für Bildung haben alle im Visier (plus Fotogalerie)

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Von Alexander Rechner

Mosbach. Ein klein wenig Drama, eine Prise Attacke - und viel Information. Es war einiges drin, beim RNZ-Wahlforum am gestrigen Dienstag in der Alten Mälzerei. Der Unterhaltungswert konnte sich wahrlich sehen lassen. Schüler der Mosbacher Gymnasien fühlten den Bundestagskandidaten im Wahlkreis Odenwald/Tauber (mit einiger Hartnäckigkeit) auf den Zahn und bohrten mitunter nach. Ganz nach dem von RNZ-Chefredakteur Dr. Klaus Welzel formulierten Motto "Schüler fragen, Politiker antworten". Unter seiner souveränen Gesprächsführung hatten die rund 400 Jugendlichen auch gleich das Wort. Und so nahm der zweistündige Politik-Talk mit der Zeit auch Fahrt auf.

Zu einem Schlagabtausch kam es, als die Kandidaten über die Bildungspolitik diskutierten (auch wenn es kein bundes-, sondern angesichts des Föderalismus ein landespolitisches Thema ist). Dr. Christina Baum, Landtagsabgeordnete in Baden-Württemberg für die AfD, sah in der bis 2016 amtierenden grün-roten Landesregierung den Schuldigen für ein aus ihrer Sicht Abflachen des Bildungsniveaus. Auch CDU-Bundestagsabgeordneter Alois Gerig nutzte die Gunst der Stunde und warf der ehemaligen Landesregierung Versäumnisse vor: "Die jetzige christdemokratische Kultusministerin muss gerade reparieren." Versäumnisse, die die grüne Kandidatin Charlotte Schneidewind-Hartnagel nicht unwidersprochen stehen lassen wollte. Die grüne Politikerin, die in der Diskussion klare Kante zeigte, verteidigte die Gemeinschaftsschule. Bundestagsabgeordnete Dr. Dorothee Schlegel tat dies ebenso und unterstrich zudem, dass die SPD eine kostenlose Bildung von Anfang anstrebt. Einig waren sich alle: In die Bildungspolitik muss mehr investiert werden.

Die Rollen im politischen Morgenprogramm waren dabei klar verteilt: Alois Gerig (CDU) gab den angriffslustigen Verteidiger, Dr. Dorothee Schlegel (SPD) die auf emotionale Themen setzende Sozialpolitikerin, Dr. Christina Baum (AfD) die kalkulierte Provokateurin, Charlotte Schneidewind-Hartnagel (Grüne) die resolute Gegenspielerin und Rolf Grüning (Die Linke) den auf sozialen Ausgleich bedachten Arbeitnehmervertreter, während Carina Schmidt (FDP) als freiheitsliebende Pragmatikerin auftrat. Das Wahlforum der Rhein-Neckar-Zeitung im Bundestagswahlkampf verdeutlichte schnell: Es geht um viel. Es geht den Kandidaten nicht nur um den Einzug in das Parlament, sondern auch um die Macht in Berlin. Welche Partei kann nach dem 24. September in das Kanzleramt einziehen? Dies entscheidet der Wähler mit seiner Stimmabgabe. Daher buhlten die Kandidaten gestern um jede Stimme.

Alois Gerig ließ keinen Zweifel aufkommen: Angela Merkel soll nach fast zwölf Jahren als Regierungschefin noch vier weitere Jahre im Amt bleiben. Der seit 2009 direkt gewählte Wahlkreisabgeordnete zeigte sich während der Diskussion angriffslustig: Er warf seinen Konkurrenten vor, einiges schlecht zu reden. Vielmehr verfolgte der Höpfinger die Absicht, die aus seiner Perspektive erfolgreiche Politik in der Kanzlerschaft Merkels hervorzuheben. Bei der Digitalisierung der Arbeit verwies er auf die europaweit geringste Jugendarbeitslosigkeit und den guten Arbeitsmarkt. Dagegen griff Rolf Grüning (Die Linke) die derzeitige Politik scharf an: "Es gibt eine Million Hire-and-Fire-Jobs (Heuern-und- Feuern-Berufe, Anm. d. Red.)". Zudem hob er auf die vielen befristeten Arbeitsverhältnisse ab. Einen deutlichen parteipolitischen Unterschied stellte Carina Schmidt heraus, als sie die Möglichkeit der Befristung von Arbeitsverträgen eben nicht "verteufelte". Die 31-jährige Liberale (eine der jüngsten Kandidatinnen der FDP) argumentierte mit der aus ihrer Sicht großen Anzahl an Übernahmen in unbefristete Arbeitsverhältnisse. Dorothee Schlegel warb mit der Durchsetzung des Mindestlohnes für die Sozialdemokratie. Zudem setzte sie bei ihren Ausführungen immer mal wieder einen Schwerpunkt auf Frauenthemen. So profitierten eben gerade Frauen vom Mindestlohn.

Breiten Raum nahmen die Bildungspolitik und der Fachkräftemangel in Deutschland ein, den die Kandidaten auch als Chance für die junge Generation sahen, einen Beruf zu bekommen. Klare Antworten forderten die Mosbacher Schüler (und auch einige Lehrerinnen und Lehrer), die das RNZ-Forum maßgeblich mit Leben füllten. Mitunter ließen die Jugendlichen nicht locker und fragten kritisch nach. Bis zum 24. September können sie nun ihre Eindrücke wirken lassen. Dann ist Bundestagswahl.


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