Von Peter Lahr
Schwarzach. Wer am Sonntagnachmittag über Aglasterhausen zum Schwarzacher Wildpark fahren wollte, der erlebte bereits ab dem Kreisel Stop-and-go-Entschleunigung. Pünktlich zum "Bau-ernmarkt" des Fördervereins war der "Indian Summer" ausgebrochen und löste einen riesigen Besucheransturm aus. "Ciao Bello", begrüßte am dicht umlagerten Eisstand eine gemalte Micky-Maus. Ein weiteres "Mäuschen" zog auf dem Vorplatz ebenfalls die Blicke vieler Besucher auf sich. Ein weißer Fiat-Topolino, Bau-jahr 1939, als sommerliches Cabriolet, bildete den Eingang zur Oldtimer-Parade.
Drinnen ging das muntere Gedränge weiter. Glücklicherweise hatte nur Roland der Riese einen Regenschirm dabei. Aber was für einen! Mit diesem konnte er es tatsächlich regnen lassen. Der fröhliche Stelzenmann sang "Es ist so schön an diesem Tag", und formte zauberhafte Luftballons. Keinen Eintritt hatte er allerdings zum "Mümmel-land". Für den Streichelzoo war er schlicht zu groß. Selbst die Meerschweinchen zogen sich in ihre Stall-WG zurück, wo sie mit Widderhasen und Hühnern fröhlich mümmelten.
"Des is denen zu viel", mutmaßte ein kleiner Junge. "Meine Güte, mit Locken sogar!", freute sich eine modebewusste Mama ob der wuscheligen Haarpracht der Vierbeiner, die man durch ein Fenster betrachten konnte. Über Borsten eines anderen Kalibers verfügte freilich das Kune Kune Schwein Waldemar gleich nebenan. Der Keiler gab sich tiefenentspannt und ließ sich hinterm Ohr kraulen.
Noch eine Spur satter klang das Wollenbachtaler Alphorn Quartett, das direkt aus der "Kraichgauer Schweiz" angereist kam - sprich aus Flinsbach. 364 Zentimeter lang seien ihre Hörner, was der Länge einer F-Tuba entspreche, wusste Uli Strobel um das Geheimnis des tollen Klangs. "Ohne Alphorn bist du ein normaler Mensch, aber mit …" erklärte er sich die große Aufmerksamkeit. Selbst "Trumpet Voluntary" klang in dieser Spielart nach majestätischen Bergen.
"Hier brummt’s", brachte Gabriele Eisner-Just die Stimmung auf den Punkt. Die stv. Vorsitzende des Wildpark-Fördervereins betreute den Kartoffeldruck-Stand. Wie sehr es brummte, zeigte sich etwa daran, dass alle 50 zu bedruckenden T-Shirts schon lange vor Marktende neu designt waren. Die Kinder nahmen es gelassen und bedruckten mit den selbstgeschnitzten Kartoffeln eben Papierblätter.
"Wir wollen nicht jedes Jahr dasselbe bieten. Deshalb steht bei uns dieses Jahr die Kartoffel im Mittelpunkt", erklärte Eisner-Just, weshalb es dieses Jahr zur Bratwurst Kartoffel-Kürbisstampf gab.
In einer Endlosschleife hobelte Volker Erne Kartoffeln, die sogleich in der Fritteuse landeten und so begehrt waren, dass sie gar nicht kalt wurden, sondern im Hand-umdrehen in vielen kleinen und großen Leckermäulern verschwanden. Normalerweise verfrachte er täglich die Pfälzer Grumbeere tonnenweise zu den Chipsfabriken, erzählte der Inhaber des Landhandels Barth im benachbarten Aglasterhausen. Aber beim Bau-ernmarkt setzte er auf Handarbeit.
Wer sich mit Bamberger Hörnchen, Vitelotte oder den Gourmetkartoffeln La Ratte eindecken wollte, für den hatte Ehefrau Ulrike Erne-Barth auch gleich einige Rezepte parat. Nur eine Frage konnte sie nicht beantworten: "Warum heißt Lady Rosetta so?" Obwohl sie doch nur dick und rund sei.
Immer rund herum ging es auch bei Korbflechter Freddy Bopp. "Anfassen erwünscht", galt nicht nur am Stand. Auch in der Nachwuchs-Werkstatt schufen Kinder aus unzähligen Peddigrohrfäden kleine Korbunikate. "Auf eins, zwei, drei, wie beim Walzer", erklärte der Fachmann, dass die erste Stake über die zweite und unter die dritte zu legen war.
Auch rund um den Spielplatz am anderen Ende des Wildparks wurde eifrig gebastelt und gemampft. Dort entstanden Flugobjekte und jugendfrei war am "Blaulicht-Stand" von THW, Feuerwehr und Polizei sogar die "Piepshow". Kein Wunder, konnte man dabei doch Feuermelder auf Knopfdruck aktivieren. Aktiv waren an diesem Tag auch die Damen des Spinnzirkels, Jäger und Imker, sowie zahlreiche Händler und Helfer.