Quantcast
Channel: Mosbach
Viewing all articles
Browse latest Browse all 8199

Abfallwirtschaft im Neckar-Odenwald-Kreis: Schwarze Zahlen mit schwarzer Pflanzenkohle

$
0
0

Von Ursula Brinkmann

Neckar-Odenwald-Kreis. Dass die Abfallwirtschaftsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises (AWN) auch andere Schlagzeilen produzieren kann als mit kontroversen Debatten um die Anlieferung freigemessener Abfälle aus dem Rückbau des Kernkraftwerks Obrigheim, das zeigte die Kreistagssitzung in Mosbach, in der das Gremium den Jahresabschluss 2016 der Tochtergesellschaft des Landkreises zu beschließen hatte und dies einstimmig tat. Gleichwohl kamen die Sprecher der Fraktionen bei Tagesordnungspunkt 3 nicht umhin, die Meinungsverschiedenheiten zum KWO-Bauschutt fortzusetzen.

Bevor einer der Hauptakteure in dem von ihm selbst so bezeichneten "Sommertheater" zu einem versöhnlichen "Schwamm drüber" ansetzte, holte CDU-Fraktionsvorsitzender Karl Heinz Neser noch einmal ausführlich aus und forderte die grüne Kreistagfraktion auf, sich beim Landrat zu entschuldigen. Auch seine Kollegen von der SPD, den Freien Wählern und der FDP streiften das strittige Thema mehr oder weniger lang, mehr oder weniger kritisch.

Zurückhaltung übte Amelie Pfeiffer, die Neue in den Reihen von Bündnis 90 / Die Grünen, in dem sie den größeren Teil ihrer Ausführungen dem AWN-Geschäftsbericht widmete. "Wir waren immer skeptisch gegenüber der Atomkraft und haben vor den Gefahren gewarnt. Aber hier haben wir frei gemessenen Müll, und es gilt, Verantwortung zu übernehmen", ging sie auf den kürzlich erfolgten Beschluss des AWN-Aufsichtsrats ein, der Entsorgungspflicht freigemessener Abfälle nun doch nachzukommen.

Im AWN-Geschäftsbericht 2016 kommt das Reizthema KWO-Schutt ebenfalls vor: Das Jahr sei geprägt gewesen von durchgängigen Diskussionen über mögliche Anlieferungen von freigemessenen Abfällen…, heißt es auf Seite 5. "Die konkrete Anlieferung der geplanten fünf Tonnen kann frühestens 2017 (… ) erfolgen", schließt das Kapitel. Was sich im Verlauf dieses Jahres ja noch bestätigten könnte.

Aber es gibt ja auch andere Abschnitte im Geschäftsbericht. Der über die "Anlage zur Herstellung von Pflanzenkohle" steht gleich am Anfang. Auch hier gibt es einen Reaktor, der bei 800 Grad aus 1500 Tonnen Biomasse 300 Tonnen Pflanzenkohle macht. Ein Geschäftsfeld, das dem Anspruch des Entsorgungsunternehmens - "Müll = Wertstoff" - bestens genügt und Karl Heinz Neser jubeln ließ: "So schreibt die AWN schwarze Zahlen mit schwarzer Pflanzenkohle." Zwei Zahlen aus dem Bericht machen den "wertvollen" Trend deutlich: Im NOK wurden im vergangenen Jahr 45.000 Tonnen Abfall zur Beseitigung gesammelt. Zur Verwertung kamen 57.000 Tonnen.

Schwarze Zahlen stehen auch unterm Strich des Jahresabschlusses. Zwar seien sie nicht ganz so hoch wie im Jahr 2015, doch über einen Jahresgewinn von knapp 313.000 Euro freute sich Landrat Dr. Achim Brötel allemal. Er wird aufs Rechnungsjahr 2017 übertragen. Die Bilanzsumme wird in der Jahresrechnung 2016 mit 25 Millionen Euro angegeben, die Umsatzerlöse mit 12, 7 Mio. Euro. Logische Folge ist der "uneingeschränkte Bestätigungsvermerk" der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Schüllermann und die Entlastung des Aufsichtsrats, die der (wegen Befangenheit) stark gelichtete Kreistag einstimmig erteilte.

"Unsere AWN wieder ins positive Licht geführt" sah Kreisrat Karlheinz Graner (SPD) aber nicht nur mit der "Biokohle", sondern auch mit der Idee der "restmüllarmen Abfallwirtschaft". Neser wie auch sein Kollege von den Freien Wählern, Thomas Ludwig, äußerten ihre Freude darüber, dass der "grüne Umweltminister des Landes unseren Weg akzeptiert hat" (Neser). Es sei die deutlich überlegene Alternative zu der vom Gesetzgeber geforderten Einführung der Biotonne, ist Ludwig froh, dass sich der Landkreis mit seiner Idee gegenüber der "landesweiten Gleichmacherei" durchsetzen konnte. Beide Geschäftsfelder, Pflanzenkohle und Restmüllarme Abfallwirtschaft, fanden auch die Zustimmung der grünen Fraktion. Das positive Jahresergebnis sowieso, auch wenn Amelie Pfeiffer wiederholte, was ein Daueranliegen ihrer Fraktion ist: "eine transparente Diskussion" der AWN-Themen im Kreistag - nicht nur im Aufsichtsrat.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 8199