Von Stephanie Kern
Schefflenz. Grünen Strom aus nachwachsenden Rohstoffen. Das versprechen die Betreiber von Biogasanlagen. Was meistens in ihren Verbrennungsöfen landet, ist der so genannte Energiemais. Auch in der Biogasanlage von Rainer Wetterauer in Großeicholzheim ist das nicht anders. Einer der beteiligten Landwirte aus Schefflenz, Klaus Reichert, hatte von einer neuen Idee gelesen, und diese auch gleich in die Tat umgesetzt: Er lieferte in diesem Spätsommer schon im dritten Jahr den Schnitt von Stauden statt Mais an die Biogasanlage.
Der Landwirt aus Unterschefflenz hat eine Ackerfläche in Oberschefflenz. Deren Bewirtschaftung lohnt sich für ihn aufgrund des logistischen Aufwandes eigentlich kaum. Reichert hält Milchkühe, auf seinen rund 90 Hektar Land rund um seinen Hof in Unterschefflenz baut er das Futter für seine Kühe an. Weizen, Gerste, Raps, Ackerbohnen, Erbsen und Sojabohnen. Viel Dünger und viel Pflanzenschutzmittel auf seinen Feldern auszubringen, das möchte Reichert vermeiden. "Die Sojabohnen brauche ich nur einmal zu spritzen, das gefällt mir", sagt er dazu. Diese und eben die logistischen Gründe bewogen ihn, für seine Lieferung an die Biogasanlage neue Wege zu gehen. "Beim Mais blüht nichts, er wird viel gedüngt und ein Maisfeld sieht ja auch trostlos aus", erklärt Reichert. Viel besser gefiel ihm da die Idee mit der Staudenmischung. Die kam auch von Rainer Wetterauer selbst. Ein Besuch in einer Saatgutfirma hatte ihn inspiriert.
In einem landwirtschaftlichen Fachmagazin las dann auch Reichert davon. Staudenmischungen, so Erkenntnisse der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, seien durchaus eine Alternative zur Nutzung von Mais in Biogasanlagen. Man habe aufzeigen können, dass mit den verwendeten Saatgut-Mischungen durch eine abgestimmte Kombination ein-, zwei- und mehrjähriger Wild- und Kulturarten auf kostengünstige Weise über mehrere Jahre stabile, artenreiche Bestände gezogen werden könnten. Sie erreichten ohne jegliche Düngung teilweise ganz beträchtliche Biomassezuwächse. Optimal also für Biogasanlagen.
Weitere Untersuchungen der Bayerischen Landesanstalt bestätigten einen großen Wert der Wildpflanzen für die Tierwelt. So seien bei Insekten und Vögeln hohe Artenzahlen festgestellt worden. Auch Fledermausarten nutzen die Bestände als Jagdrevier, Bienen fliegen die Pflanzen gerne an und im Herbst bietet sich ein Rückzugsort für Wildtiere.
"So viel Umweltbewusstsein muss man heutzutage haben. Und ich mach’ gerne mal was Neues", erzählt Klaus Reichert, warum er auf die Staudenmischungen umgestiegen ist. Er setzt sich nicht nur für "blühende Landschaften" , also artenreiche Blumenwiesen, ein, sondern auch für den Erhalt von alten Obstsorten auf seinen Streuobstwiesen.
Vollwertig ersetzen können die Staudenmischungen den Energiemais allerdings nicht, räumen sowohl Klaus Reichert als auch Rainer Wetterauer von der Biogasanlage ein. "Dass wir mit den Staudenmischungen alleine eine Biogasanlage betreiben könnten, ist utopisch. Es wird einfach nicht die gleiche Menge wie mit dem Mais erreicht", so Wetterauer. Das schätzt auch die Bayerische Landesantalt so ein. Man bräuchte wohl mindestens die doppelte Fläche wie für den Mais. Offen für weitere Staudenschnittanlieferer ist Wetterauer allerdings trotzdem. "Ich bin sogar selbst am überlegen, ob ich eine meiner Flächen so bewirtschafte", sagt Wetterauer. Über diese blühenden Landschaften würden sich dann sicher auch die Tiere freuen....