Binau. (kö) Auch wenn in Binau die Amtsübergaben der Bürgermeister seltener sind als Jahrhundert-Hochwasser, wie Gemeinderat Gerd Teßmer ermittelte, gelang es der Gemeindeverwaltung im Falle der Verabschiedung von Langzeit-Schultes Peter Keller und Einführung seines Nachfolgers René Friedrich doch, eine würdige und kurzweilige Feier zu organisieren. Die war - wenig überraschend - mehr als gut besucht, die über 300 Sitzplätze in der Sporthalle reichten nicht für die vielen Gäste aus.
Die Zahl der reservierten Plätze war groß, denn neben den Familien und Freunden der beiden Hauptdarsteller des Abends, Peter Keller und René Friedrich, war viel politische und gesellschaftliche Prominenz mit von der Partie. Zur Überraschung Kellers war auch eine Delegation aus der Partnergemeinde Lindau nach Binau gereist, um dem "Machtwechsel" beizuwohnen. Kein leichtes Unterfangen für die über 40 Lindauer, wegen des Sturms gestaltete sich die Anreise überaus langwierig.
Den Auftakt des Abends gestalteten Franziska und Emma Kniel, zwei Solistinnen aus der Musikschule Mosbach, die gekonnt die Begrüßung durch den stv. Bürgermeister Ferdinand Eiermann umrahmten. Einen humorigen Rückblick auf 32 Jahre Peter Keller - oder wie von vielen Rednern beschrieben die "Ära Keller" - bot sodann Uwe Köbler. Seine Bilder aus drei Jahrzehnten wurden von den Zuhörern ebenso beklatscht wie die kurzen Reime dazu. Bei allem Witz wurde deutlich, was Peter Keller in den letzten 32 Jahre geleistet hat. Erschließungsmaßnahmen, Dorfentwicklung, Schulsanierung, Kindergartenanbau, Sportflächen, Straßen und Plätze, schnelles Internet. Viel hat sich getan - wie auch Ferdinand Eiermann in seiner Verabschiedungsrede erläuterte. Er dankte Peter Keller für das gute Miteinander und hob hervor, dass der seiner Gemeinde ein positives Image gegeben habe. Nicht zuletzt war dafür auch seine Arbeit in diversen Gremien maßgebend. Nur gut, dass Keller auch nach seinem Ausscheiden nicht "zum Städtele hinaus geht" wie es im folgenden Musikstück des örtlichen Posaunenchores hieß.
Die Verpflichtung des neuen Bürgermeisters nahm dann der älteste Gemeinderat Gerd Teßmer vor. "Er weiß um die Stärken Binaus, kennt aber auch die wenigen Schwächen und weiß, was auf ihn zukommt", so Teßmer vor der feierlichen Abnahme des Amtseides. Als sichtbares Zeichen des "Stabwechsels" übergab danach Peter Keller an seinen Nachfolger die Amtskette Binaus. Die trugen übrigens in den letzten 64 Jahren zu offiziellen Anlässen nur Peter Keller und Ludwig Pfisterer. René Friedrich brillierte danach in seiner Antrittsrede, dankte seinem "Lehrmeister" Keller, dankte der Bevölkerung für das Vertrauen und bot allen den Dialog zum Wohle Binaus an. Erste Gratulanten für den neuen Mann waren die Aktiven der Chorgemeinschaft mit zwei Liedbeiträgen.
MdL Georg Nelius sprach in der Folge von 32 sagenhaften "Keller-Jahren", lobte dessen Bodenhaftung und Glaubwürdigkeit. Sein Nachfolger übernehme eine gut aufgestellte, kleine Gemeinde, in der die Aufgaben sicher nicht ausgehen werden. Landrat Achim Brötel ging auf die Verdienste Kellers ein, der Binau zu einer modernen Gemeinde entwickelt habe. Er selbst kenne ihn als schnörkellosen Analysten, der auch mal kritische Worte angebracht habe. Er wünschte alles Gute beim "Ruhestandsspagat" und dankte für die vielen intensiven, vertrauensvollen Gespräche. Seinem Nachfolger bot er ebensolche an, wohl wissend , dass ein Bürgermeister es nicht allen recht machen kann und soll.
Thomas Ludwig dankte namens seiner zahlreich vertretenen Amtskollegen und Kollegin Sabine Schweiger dem "künftigen Alt-Bürgermeister" , der ein beliebter Mitstreiter war und dessen Rat hochgeschätzt sei. Dem neuen Impulsgeber bot er den offenen Dialog mit den Kollegen im Kreisverband der Bürgermeister an. Markus Haas sprach für den Gemeindeverwaltungsverband von einer Zäsur in Binaus Geschichte, lobte Peter Kellers Humor und begrüßte mit Binaus Neuem einen weiteren U40-Bürgermeister. Für die Partnergemeinde Lindau dankte Ortsbürgermeister Rainer Schmidt für die bravouröse Partnerschaftsarbeit. Dass Peter Keller in Lindau sehr beliebt sei, zeige allein die große Zahl der angereisten Gratulanten. Die Partnerschaft, die ihresgleichen suche, soll auch in der Amtszeit Friedrichs weitergehen, so Schmidt. Als Symbol des Miteinanders übergab er eine Linde, die einen Tag später vor der Sporthalle gepflanzt wurde. Volker Mönnich sagte seitens der Großgemeinde Katlenburg-Lindau für eine echte Freundschaft Dank. Für die Gewerbetreibenden gratulierte Horst Römer (FHR) und lobte das "offene Ohr", das Keller stets gehabt habe. Auch neuen Ideen gegenüber sei er aufgeschlossen gewesen. Ein tolle Idee war im Übrigen auch die emotionale Videobotschaft von Kindergartenkindern und Binauer Schülern, die dabei musikalisch an "Diese Tage mit Peter Keller" erinnerten.
Wichtig waren dem auch immer die örtlichen Vereine, für die Karl Eiermann herzliche Worte fand. "Peter hat die Vereine immer nach Kräften unterstützt", so Eiermann bei der Übergabe eines Präsentes, das sich auf Kellers Wohnmobilleidenschaft bezog. Um die wissen natürlich auch die Mitarbeiter der Gemeinde, die ihrerseits Campingausrüstung - unterhaltsam in Reimen verpackt - übergaben.
Dem sichtlich ergriffenen Peter Keller war es dann vorbehalten, den besonderen Abend mit dem Dank an alle Protagonisten zu beschließen. Er erinnere sich noch gut an seine Premiere mit der Amtskette vor 32 Jahren, so Keller, der "die Arbeit immer gern" gemacht hat. "Natürlich geht das nur Miteinander", so Keller, der seinem Nachfolger ein glückliches Händchen bei der Führung seiner Kommune wünschte. "Standing ovations" der gesamten Halle zeigten ihm nochmals, welch hohen Beliebtheitsgrad er sich erarbeitet hat.
Nach dem gemeinsam intonierten Badnerlied und der lautstarken Gratulation der Guggemusik Schnoogebadscher - bei der ist Peter Keller selbst aktiv - ging’s mit guten Gesprächen und ganz viel Lob und Schulterklopfen weiter. Da blieb nur zu hoffen, dass die lädierte Schulter Keller da keinen (weiteren) Schaden genommen hat...