Von Alexander Rechner
Mosbach. Die viel befahrene Mosbacher Ortsdurchfahrt kurz vor Sonnenuntergang: Ein Fahrer mit seinem "dicken" Auto lässt an einer der zahlreichen Ampeln seinen Motor aufheulen, erst ganz zaghaft, dann immer und immer lauter. Er gibt Gummi. Kein Einzelfall. Die Bundesstraße 27 bildet die ideale Voraussetzung für ein rasantes Beschleunigen. Das wissen auch Jürgen Helfrich, Leiter des Mosbacher Polizeireviers, und seine Kollegen. Man kennt die hiesige Poserszene, die rund 20 Fahrzeuge umfasst. Die Nadelstiche der Mosbacher Polizisten zeigten in den vergangenen Monaten jedoch Wirkung, verdeutlicht Helfrich im Gespräch mit der RNZ. Die Arbeit der Polizei spreche sich in der Szene herum und trüge inzwischen Früchte.
Die aufgemotzten Autos mit ihren dicken Auspuffen haben Bürger im letzten Jahr zu schaffen gemacht. Die Folge: Zahlreiche Anrufe bei der Polizei. "Wir setzen in diesem Bereich weiterhin einen Schwerpunkt, um gegen die Poserszene vorzugehen", sagt Revierleiter Helfrich. Und er lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass seine Kollegen in den kommenden Frühlingsmonaten bei dem Thema Akzente setzen werden. "Wir behalten die Szene im Auge."
In der Tuningszene geht es vor allem darum, gehört und gesehen zu werden. Ein Ziel der Akteure sei auch, zu provozieren. Der Mosbacher Polizei-Chef berichtet dabei auch über Situationen, in denen diverse Personen mit ihren Autos in den Abendstunden am Polizeirevier vorbeifahren - und dabei ihre PS-starke Motoren aufheulen lassen.
In der Großen Kreisstadt kommen die Fahrer mit ihren Boliden an unterschiedlichen Orten zusammen. Die Schauplätze sind u. a. an der Araltankstelle, am Burger King und am Neckarelzer Messplatz. Die Polizeibeamte kennen die Treffpunkte und überprüfen diese auch regelmäßig auf ihren Streifenfahrten. Zudem sind Helfrichs Kollegen auch auf der Mosbacher Ortsdurchfahrt in den Abendstunden unterwegs.
Die Polizisten liefern sich durchaus auch ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Poserszene. So berichtet Jürgen Helfrich von einer jüngsten Verfolgung. Eine Streife war dabei einem Fahrer mit seinem PS-starken Auto auf den Fersen. "Im Rahmen einer Kontrollfahrt fiel meinen Kollegen das Fahrzeug auf, und sie hielten es schließlich an", erklärt der Polizeirevierleiter. Die Person war vom Mosbacher Kreuz kommend in Richtung Innenstadt unterwegs. Inzwischen ist der Autofahrer angezeigt worden.
Aber das ist längst nicht alles: Die Mosbacher Polizei bringt auch Fahrzeuge zur Anzeige, deren Seitenscheiben mit Folien beklebt sind. Zudem berichtet der Revierleiter von Autos, die nicht verkehrssicher waren, weil sie "heruntergeschraubt" wurden.
Der Revierleiter geht auf das bisher schrillste Erlebnis ein, das ihm und seinen Kollegen in der Mosbacher Szene bisher unter die Augen kam. Per Knopfdruck konnte ein Fahrer das vordere Kennzeichen in der Karosserie seines Pkw versenken. "Inzwischen hat das Amtsgericht die Person verurteilt", so Helfrich. Wegen Kennzeichen-Missbrauchs bekam er eine (saftige) Strafe aufgebrummt. Dies bewertet der Revierleiter als Erfolg der Arbeit seiner Kollegen.
Auch wenn die Vorkommnisse in der Winterzeit zurückgegangen sind, weiß Jürgen Helfrich genau, dass sich dies (wieder) ändern kann: "Die Fahrer mit ihren PS-starken Autos können sich allerdings sicher sein: Wir bleiben am Ball", sagt der Polizist klipp und klar.