Von Alexander Rechner
Mosbach. "Mosbach steht gut da" - und das nicht nur im Vergleich zu Buchen und Eberbach. Das zog Jürgen Lein von der Beratungsfirma CIMA aus Stuttgart als positives Fazit. Das Unternehmen hatte den Auftrag erhalten, die einzelhandelsrelevanten Entwicklungen in den vergangenen zehn Jahren unter die Lupe zu nehmen. Der Gemeinderat befasste sich in seiner jüngsten Sitzung mit dem Einzelhandelsstandort Mosbach. Über die innerstädtischen Veränderungen hatten wir bereits in unserer gestrigen Ausgabe berichtet. Darauf ging Andrea Zorn, ihres Zeichens City-Managerin der Stadt Mosbach, in der Sitzung im Detail ein. Sie nutzte die Gelegenheit, für eine positive Betrachtung dieses Themas zu werben. Nicht wenige Einheimische beäugen die Situation in der Mosbacher Innenstadt kritisch. Von Leerständen ist die Rede.
"Wir leben nicht auf der Insel der Glückseligen", sagt Andrea Zorn. Und darin ist sie sich mit dem Experten Jürgen Lein einig. In deutschen Innenstädten erwartet man in den kommenden Jahren eine erhebliche Zunahme der Leerstände. Hintergrund ist ein tief greifender Strukturwandel infolge der zunehmenden Digitalisierung. Und dennoch: Die Attraktivität der Stadt Mosbach ist gegenüber dem Umland hoch, erklärt Lein. Obendrein ist nach seiner Darstellung das Einzugsgebiet relativ stabil geblieben. Als positiv bewertete der Fachmann das "Quartier an der Bachmühle". "Hier wurde ein Highlight geschaffen", sagte Lein und ergänzte: "Einen Supermarkt in einer Innenstadt anzusiedeln, ist nicht selbstverständlich".
In seinen Ausführungen beleuchtete er auch die "weniger positiven Entwicklungen", wie er es bezeichnete. Dabei nannte er die Geschäftsaufgaben und Leerstände, den Frequenzverlust in der nördlichen Altstadt und das Aus des Kauflands im Obertorzentrum im kommenden Jahr. "Was kommt danach?", fragte er. Daran anknüpfend stellte Stadtrat Werner Baier (CDU) die Frage nach den Auswirkungen für die Innenstadt, wenn das Kaufland weg ist. "Es wird einen Magneten weniger dann geben", antwortete der Stuttgarter Experte. Oberbürgermeister Michael Jann sprach jedoch von guten Gesprächen mit dem Immobilieneigentümer.
Stadtrat Walter Posert (FW) wollte wissen, was Mosbach für die Menschen im Umland so interessant mache. Es ist laut Lein u. a. die günstige Lage der Großen Kreisstadt und die Wohlfühlatmosphäre. Der Einzelhandelsstandort Mosbach sei ein Magnet fürs Umland. Dagegen fragte Stadträtin Naile Sulejmani-Hoppe (SPD), was die Politik bei dem Thema tun kann. Der Fachmann ging dabei auch auf ein kostenloses Wlan-Netz in der Innenstadt ein. Auf die Ansiedelungen von Supermärkten in Elztal und Obrigheim kam Stadtrat Hartmut Landhäußer zu sprechen. Diese Bauvorhaben stellen laut Lein allerdings keine Gefahr für die Innenstadt dar. Auch auf Wortbeiträge von Elisabeth Laade (AL) und später Franz Otto Kipphan (CDU) erläuterte Jürgen Lein, dass der Dreiklang aus Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistung immer wichtiger werde. Auch Andrea Zorn bestätigte dies, man müsse weiterhin den Erlebnisraum Stadt bespielen. Und das Stadtoberhaupt warb dafür, nicht nur Leerstände zu sehen, sondern auch Chancen darin zu erblicken.