Von Frank Heuß
Neckarelz. Es ist eine kurze Fastnachtskampagne, aber für die KG "Neckario" Neckarelz eine besondere: Der Verein feiert sein 66-jähriges Bestehen. So waren die Anhänger des grünen Dreigestirns - der "Neck" (Martin Husfeldt) und seine Nixen (Tina Fuhrmann und Ines Neser) - Mitte Januar Gastgeber der Eröffnungssitzung des Narrenrings Main-Neckar. Am Samstag ging es an die eigene Prunksitzung im Jubiläumsjahr - mit jeder Menge Tanz, Musik und Büttenreden erstreckte sich das größtenteils von heimischen Akteuren gestaltete Programm bis tief in die Nacht hinein.
Den Abend in der Pattberghalle moderierte Neckario-Präsident Gerd von Hülsen, dem Thomas Wann assistierte. Traditionell um Punkt 19.31 Uhr ging es, angefeuert von vielen "Ahoi!"-Rufen, für den bunten Tross durch auf die Bühne. Neben dem Elferrat marschierten zahlreiche Abordnungen befreundeter Fastnachtsvereine mit ein. Das Dreigestirn empfing man bei gesondertem Einmarsch.
In seinem Prolog beklagte der Neck "so viel Dummheit in der Welt", der er entgegentreten wolle: "Ich führ’ euch in die Fassenacht!", rief der grüne Regent in die Runde. Geschenke für das "Geburtstagskind" überbrachten die "Binemer Weffze" und die "Sattelbacher Ratze". Letztere hatten eine Ausgabe der Rhein-Neckar-Zeitung vom Gründungstag der Neckario ausgegraben, die leicht vergilbt auf den 16.12.1951 datiert.
Den tänzerischen Auftakt machte die von Nicole Dickert trainierte Minigarde. Die erste Bütt gehörte dem "alten Häuptling der Indianer", dem Akkordeon spielenden Landrat Dr. Achim Brötel, der Peter Fieger als Sheriff sowie die "lieblichen Hupfdolen" in Wildwest-Variante, Gerda Schmitt und Rita Müller, samt Tipi mitgebracht hatte. Musikalisch und gewitzt heizten die Buchener das närrische Publikum an. Die "Neck-Garde" fand damit beste Bedingungen für ihr Heimspiel vor und konnte den Saal direkt "on Tour" zur Party nach Mallorca mitnehmen.
Dass "der Jeck mit 66 erst richtig abgeht", beschrieb Jennifer Bartz - im Vorjahr noch als "Germany’s next Top Moppel" aktiv, nun als Verkörperung der "alten Dame Neckario" mit "Nordic Walking"-Stöcken spitzfindig und unterhaltsam. Ebenfalls Lokalmatadore sind die Fastnachter vom Männergesangverein "Neckarperle", deren 13 Sänger unter Leitung von Rupert Laible erheiternde Liedbeiträge zu Gehör brachten. Die von Jessica Zuber trainierte Juniorengarde der Neckario zeigte nach einer wegen Tonproblemen eingeschobenen Schunkelrunde im zweiten Anlauf einen lebhaften Tanz.
Seit Jahren fester Bestandteil ist der Auftritt der Frauen-Schautanzgruppe "Just for Fun", die mit "Bollywood now" nach Indien entführte. Einen Showblock gestaltete die Sitzungskapelle der SF-Band aus Schwarzach unter der Leitung von Marcus Mitschele.
Als "Leichtmatrose" ging Karlheinz Kunert mit reichlich Seemannsgarn in die Bütt. So kam das Narrenschiff der Neckario wie auch eines der Gastvereine kräftig ins Rudern. Und die Mosbacher Stadtpolitik geriet vor allem ob ihrer "Verkehrsführung" mit "Fahrradfallen" und rotem Ampelparcours am "Times Square von Mosbach" vor dem Sparkassengebäude ins närrische Visier.
Mit "Fack ju Stift und Block" zeigte die Schautanzgruppe "Exótica" von der SpVgg Neckarelz in Anlehnung an einen Kinofilm ihre akrobatischen Fähigkeiten auf hohem sportlichen Niveau. Einen etwas anderen Blick auf das Jubiläumsjahr gestaltete Nicole Dickert, choreografisch gegliedert nach Jahreszeiten, gleich mit mehreren Tanzgarden und Gruppen des Vereins.
Tanzmariechen Anna-Maria Markowitsch vom Hoffenheimer CC und die "verrückten Hühner" der "Weffze Dancer" aus Binau fügten weitere karnevalistische Elemente hinzu. Zugaben wurden häufiger gewährt. Noch einmal war die Bütt bereitet: Martin Husfeldt reflektierte in gereimter Form, wie es beim letzten Neckario-Jubiläum vor 20 Jahren gewesen ist.
Auf die Zielgerade ging es mit der lautstarken Guggenmusik der "Schnoogebadscher" aus Binau, wozu im Saal begeistert mitgetanzt und geklatscht wurde, bevor noch einmal die heimische Neck-Garde einen klassischen Gardetanz hinlegte. Das Finale gehörte der Männer-Schautanzgruppe der Neckario, die in einer von Manuela Poleretzky ausgetüftelten "Hangover Tour" mit Songs der 80er-Jahre das Programm abschloss.