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"Café del Mundo" in Haßmersheim-Hochhausen: Zwei Ausnahmegitarristen auf hinreißendem Höhenflug

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Von Pia Geimer

Haßmersheim-Hochhausen. Im Jahr 2015 hat sich in Hochhausen der Brau- und Kulturverein formiert, um Kultur mit Niveau ins Dorf zu bringen. Thorsten Ringwald und seine Mitstreiter haben bei ihren ambitionierten Kulturveranstaltungen regelmäßig ausverkauftes Haus, und seit die ehemalige katholische Kirche hoch oben am Hang mit zweitem Ausgang und anderen Notwendigkeiten nachgerüstet wurde, steht nun auch ein Veranstaltungsraum mit ganz besonderem Flair zur Verfügung. Am Samstagabend hatte man dort mit "Café del Mundo" eines der renommiertesten Gitarrenduos Deutschlands zu Gast.

Die mitreißende Musik, die Alexander Kilian und Jan Pascal auf zwei Flamencogitarren präsentierten, ließ die scharfe Winterkälte draußen vergessen und heizte den Zuhörern ordentlich ein. Ein Warmluftgebläse sorgte auch physikalisch für angenehme Temperaturen. Mit einer stilechten, perfekten Bewirtung wurde der Abend mit "Café del Mundo" zu einem veritablen spanischen Gitarrenfest.

Seit 2007 sind Pascal und Kilian gemeinsam unterwegs und geben im Jahr etwa 120 Konzerte mit überwiegend selbst komponierten Stücken. Und das tun sie mit einer unglaublichen Energie und vor allem mit einer wunderbaren gegenseitigen Zugewandtheit, die auch unter professionellen Duos einzigartig ist. Im besten Sinne stacheln sie einander zu virtuosen Höchstleistungen an, ohne je an irgendwelche Grenzen zu stoßen.

Ihr Repertoire ist vielfältig und abwechslungsreich, es reicht vom fetzigen, fast perkussiven spanischen Flamenco bis zur bittersüßen Ballade oder wunderschön arrangierter Orchestermusik von Manuel de Falla oder Astor Piazzolla. Die meisten ihrer Kompositionen entstehen auf Reisen und enthalten immer auch eine ordentliche Portion des Lebensgefühls, das sie in dieser Landschaft aufgesogen haben. Jan Pascal und Alexander Kilian verbindet eine gemeinsame Passion, das spürt man, wenn man sie als "Café del Mundo" auf der Bühne in Aktion erlebt. Ihre Stücke, die bei jedem Konzert ein wenig anders klingen können, entwickeln sie spielend weiter und strahlen dabei eine fröhliche Lockerheit und Lebendigkeit aus, die überaus erfrischend wirkt.

Unverkennbar nach Flamenco klingen "La Fiesta", "Alegria" und "Buleria" (das sie übrigens auf die Titelseite einer bedeutenden Flamenco-Fachzeitschrift brachte), hinter dem Titel "Schenk mir einen letzten Sonntag" steckt eine melancholische Liebesgeschichte aus Polen, die sie zu einem bittersüßen Tango verarbeitet haben. "Arabian Nights" entstand bei den Beduinen in Nordafrika, "Spread your wings" - ein Stück mit Philosophie - in der Toscana, "Leon dormido" am Fuße eines spanischen Berges. Das ist definitiv Weltmusik auf Weltniveau!

Die Geschichten und Begegnungen hinter den Stücken werden in der Moderation jeweils nur angedeutet, aber sie machen für "Café del Mundo" das Salz in der Suppe aus. Auch ihre Arrangements bekannter Stücke sind brillant gemacht: Manuel de Fallas "Tanz des Müllers" oder der grandiose "Libertango" und "Oblivion" von Astor Piazzolla klingen, als seien sie für zwei Flamencogitarren erdacht worden. Und dabei sieht das alles bei den beiden so leicht aus, als gäbe es keinerlei technische Grenzen der Machbarkeit. Mit einem kleinen Lächeln bewältigen sie auch die virtuosesten Passagen spielend, scheinen förmlich verwachsen mit ihrem Instrument. Locker und witzig sind auch ihre Moderationen, mit denen sie durchs Programm führen, sich selbst dabei aber immer nur kurze Verschnaufpausen genehmigen.

Wie viel harte Arbeit hinter den komplett selbst komponierten Programmen dieses Klasse-Duos stecken mag, lässt sich nur erahnen. Aber die beiden setzen ihren Ehrgeiz hinein, dass es nicht nach Arbeit aussieht, es ist ein hinreißender, elektrisierender "Dance of joy" für zwei Ausnahmegitarristen.

Stehende Ovationen gab es am Ende, drei Zugaben ließen Alexander Kilian und Jan Pascal sich entlocken, bevor die feine Fiesta in Hochhausen auch für sie mit Tapas und allerlei spanischen Köstlichkeiten weitergehen konnte. Große Klasse - Bravo!


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