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Welttag des Hörens in Mosbach: Ich kann’s nicht mehr hören

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Von Manon Lorenz

Mosbach. "Ich kann’s nicht mehr hören" sagen wir, wenn wir wieder und wieder mit einer Sache konfrontiert werden, bis sie uns buchstäblich "aus den Ohren herauskommt". Für Viele ist das "Nicht-mehr-hören-Können" aber keine Metapher, sondern bittere Realität. Laut dem "Deutschen Gehörlosen-Bund" und dem "Deutschen Schwerhörigenbund" leben in der Bundesrepublik rund 80.000 Gehörlose und 13,5 Millionen Menschen mit einer Hörschädigung.

Am "Welttag des Hörens" will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeinsam mit dem Bundesverband der Hörgeräte-Industrie (BVHI) über die Bedeutung des Hörsinns als "Sinn des Lebens" informieren. "Es ist unser Ziel, über Ursachen, Risiken und mögliche Folgen einer Hörminderung aufzuklären sowie geeignete Wege zur Prävention, frühen Diagnose und bestmöglichen Versorgung aufzuzeigen", erklärt Dr. Shelly Chadha von der WHO.

Nicht mehr oder nur noch eingeschränkt hören zu können, bedeutet für die Betroffenen eine enorme Minderung der Lebensqualität. Denn ein vermindertes Hörvermögen trägt häufig zur Verunsicherung in Alltagssituationen bei und ist nicht selten mit Schamgefühlen verbunden. Wenn die Lieblingsmusik aufgedreht werden muss, bis die Nachbarn sich beschweren, die Enkelkinder genervt sind, weil man x-mal nachhakt oder nach dem Besuch beim Hausarzt mehr Fragezeichen übrig bleiben als Erkenntnisse.

Doch die Angst davor, sich einzugestehen, dass man den eigenen Ohren nicht mehr so recht trauen kann, ist oft groß. Die Hemmschwelle, sich ein Hörgerät anzuschaffen, ist noch größer - weil es sich dabei um ein Attribut handelt, das mit dem Altern assoziiert wird, weiß Hörgeräteakustiker Andreas Beuchert von "Meister Beuchert Hörgeräte" in Mosbach. "Mit einem Hörgerät verbinden die meisten Leute das Feeling: jetzt bin ich alt", so Beuchert.

Aber auch die Sorge um die Optik und Preisangst spielten häufig eine Rolle. "Die meisten Kunden wollen ein Hörgerät, das so unauffällig wie möglich ist", so Beucherts Erfahrung. Andere wiederum gingen mit dem Thema selbstbewusster um und ließen beispielsweise Schmuckaccessoires an ihrem Gerät anbringen. Auch am Preis müsse es nicht scheitern, denn wie bei Brillen gibt es auch bei Hörhilfen Modelle, die komplett von der Krankenkasse bezahlt werden, klärt Beuchert auf. "Es gibt Hörgeräte für jedes Geld - vom ,Kassengestell’ für 700 Euro bis zur Hightech-Version für 2900 Euro." Ein Hörtest ist bei allen Hörgeräteakustikern kostenlos.

Um den Kauf einer Hörhilfe im Alter so lange wie möglich hinausschieben zu können, sollte man beim Thema Gehörschutz bereits in jungen Jahren die Ohren nicht auf Durchzug stellen. Denn wer sein Leben lang zu viel auf die Ohren bekommen hat - die Palette reicht von zu lautem Musikgenuss bis zur Arbeit in einem lärmintensiven Beruf - ist meistens früher von einer Hörminderung betroffen als derjenige, bei dem die Problematik nicht auf taube Ohren gestoßen ist. Häufig hielten Bequemlichkeiten die Leute davon ab, auf ihr Gehör acht zu geben, erzählt Andreas Beuchert. Und das räche sich früher oder später.

Wenn die Anschaffung eines Hörgeräts dann irgendwann unvermeidbar ist - im Normalfall ist man ab dem 60. Lebensjahr nicht mehr im Vollbesitz seiner Hörfähigkeit - müsse es aber auch konsequent benutzt werden, betont der Fachmann. Viele Leute seien anfangs enttäuscht von ihrem Hörgerät. Denn nicht nur die Worte des Gesprächspartners, auch störende Hintergrundgeräusche sind plötzlich wieder hörbar. "Viele machen deshalb den Fehler, das Gerät sehr selten zu tragen, zum Beispiel nur, wenn Besuch da ist."

Für ein optimales Hörerlebnis müsse man das Gerät aber ganztags im Ohr tragen - auch, wenn das anfangs Überwindung kostet. Um seinen "hörentwöhnten" Kunden die Anpassung an die neue Hörsituation zu erleichtern, bietet Andreas Beuchert eine Gehörtherapie an. Damit wird die Filterfunktion des Gehirns in Bezug auf Nebengeräusche gezielt trainiert - und Hören endlich wieder zum Genuss.


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