Quantcast
Channel: Mosbach
Viewing all articles
Browse latest Browse all 8199

Schlossfestspiele Zwingenberg: "Entführung aus dem Serail" mit allen möglichen Klischees in die Moderne transferiert

$
0
0

Von Barbara Nolten-Cassado

Zwingenberg. Über ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern konnte Rainer Roos sich am Samstagmorgen im Hof von Schloss Zwingenberg freuen. Zum Auftakt der szenischen Proben für Mozarts Singspiel "Die Entführung aus dem Serail" hatte der Intendant der Schlossfestspiele zum Konzeptionsgespräch geladen. Regisseur Michael Gaedt sollte dabei sein Regiekonzept für das berühmte Stück der Opernliteratur vorstellen, das neben dem Musical "The Rocky Horror Show" im Mittelpunkt der 36. Spielzeit auf Schloss Zwingenberg (die am 21. Juli beginnt) stehen wird.

Doch zunächst wurden die Mitwirkenden begrüßt: Holger Ries, der den "Pedrillo" geben wird. Thembi Nkosi, der als "Belmonte" mit von der Partie sein wird. Xenia von Randow, die heuer die "Blonde" singt. Werner Pürling, dessen Bassstimme dem "Osmin" Leben einhauchen wird. Und die beiden Neuen im Ensemble: Ilonka Vöckel, die Konstanze der Zwingenberger "Entführung", sowie Schauspieler Peter Ketnath, der die Sprechrolle des "Bassa Selim" übernimmt. Und natürlich der Festspielchor, Vertreter der Showturngruppe Exotica, Regieassistentin Lisa-Maria Wehle und am Klavier Max Philip Klüser.

Dann war es an Michael Gaedt, die Anwesenden mit seinen Ideen für die Inszenierung des Mozart’schen Opus vertraut zu machen. Vor zwei Jahren hatte der schwäbische Entertainer und Schauspieler bereits Zwingenbergs Hausoper "Der Freischütz" mit witzigen Elementen aufgepeppt. Nun bietet ihm die "Entführung aus dem Serail" mit ihren musikalischen Finessen und der schon von Mozart und seinem Librettisten Johann Gottlieb Stephanie angelegten Situationskomik eine echte Steilvorlage für die Entfaltung der eigenen komödiantischen Kreativität.

"Das ist ja eine unfassbare Geschichte, die da zugrunde liegt", erläuterte Gaedt zunächst den Inhalt des Singspiels. Drei junge Leute werden von Piraten entführt und in der Türkei an den gut situierten Bassa Selim als Sklaven verkauft. Der verliebt sich in die entführte Konstanze - ohne Hoffnung auf Erwiderung seiner Gefühle. Ihr Geliebter Belmonte kommt, die drei zu befreien. Haremswächter Osmin wird "als gläubiger Muslim b’soffe gemacht", doch die Flucht misslingt.

Gaedt will die Story nun aus dem guten alten "Morgenland" hinein in die Neuzeit der "zweitgrößten türkischen Stadt", nach Berlin-Kreuzberg, katapultieren. Aus dem Serail wird die Disco, in der Bassa Selim ein Popstar-Casting veranstaltet. Auch Konstanze will daran teilnehmen - und gerät in die Fänge des Disco-Besitzers. Der Chor der Janitscharen hat allerlei Straßenszenen zu bestreiten, und dann wird türkische Hochzeit gefeiert - mit Autokorso und Fahnen und allem, was nach schwäbisch-humorigem Dafürhalten dazu gehört. "Jedes nicht recherchierte Klischee, was mer so hat, will ich auf der Bühne sehen", sagt Gaedt. Und natürlich hat er als leidenschaftlicher Tüftler auch schon die Artefakte gebastelt, die er für die Ausgestaltung der diversen Szenen benötigt: von den Autos für den Korso bis hin zu wandernden Dönerspießen und fliegenden Teppichen, die Osmin in seinem Delirium begegnen. Dabei seien ihm die Partien der Solisten heilig, versichert er: "Die müssen gut und voller großer Gefühle sein - eingebaut in einen quietschbunten Komik-Jahrmarkt".

"Ich glaube, dass wir Mozart, der ja ein sehr humorvoller Mensch war, hier sehr gerecht werden", zeigte sich Intendant Roos überzeugt. Und schließlich sei auch die Open-Air-Atmosphäre ein Raum, "der immer ein bisschen Spektakel, Event und Entertainment mit sich bringt." Einige Landtagspolitiker hätten übrigens auch bereits ihr Kommen zugesagt, freute sich Roos, darunter auch der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Erwin Teufel.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 8199