Von Martin Bernhard
Neckar-Odenwald-Kreis. Derzeit blühen auf dem Feld von Familie Leibfried in Guttenbach vor allem die Pflanzen Phacelia, Kornblumen und Ölrettich. "Wir machen blühende Streifen!" heißt die Aktion, an der sich auch sehr viele Landwirte aus dem Neckar-Odenwald-Kreis beteiligt haben. Hummeln und Bienen umschwärmen die Blütenkelche.
In den nächsten Wochen werden noch mehr Sonnenblumen ihre Blüten öffnen. "Die Landwirte helfen damit Bienen und anderen Insekten", sagt Andreas Sigmund, Geschäftsführer des Bauernverbands Neckar-Odenwald-Kreis. "Und im Herbst und Winter bieten die Samen der Blumen den Vögeln Nahrung."
Nach Angaben des "Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg" in Karlsruhe entsteht in diesen Blühpflanzenfeldern auch ein Lebens-, Brut- und Rückzugsraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Wildtiere finden hier nicht nur Nahrung, sondern auch Schutz und Deckung. Die Landwirte profitieren von einer guten Durchwurzelung der Böden. Außerdem werden der Nahrstoffaustrag in Grund- und Oberflächenwasser und die Bodenerosion verhindert.
Die beiden Landwirte haben in diesem Jahr einen Blühsteifen angelegt, im nächsten Jahr möchten sie 3,5 Hektar mit Blühpflanzen ansäen. "Die Blühpflanzen sind nicht nur für die Insekten gut", sagen die Leibfrieds. Sie nutzen sie zukünftig auch im Rahmen des Fruchtwechsels.
Überhaupt haben die beiden eine sehr abwechslungsreiche Fruchtfolge mit sechs verschiedenen Kulturpflanzen: Neben 21 Hektar Raps und 16 Hektar Ackerbohnen, die als Blühpflanzen ebenso den Insekten zugute kommen, stehen Weizen, Wintergerste, Körnermais und Triticale in der Guttenbacher Flur. "Mit dieser Fruchtfolge steigern wir auch den Humusgehalt auf unseren Äckern, was wiederum dem Klimaschutz dient", weiß Wilhelm Leibfried.
"Und dank der Zuschüsse von der Europäischen Union und dem Land Baden-Württemberg ist die Aussaat der Blühmischung mit Samen von insgesamt 18 Pflanzen auch finanziell für die Landwirte interessant, wenn die Preise für die anderen Feldfrüchte am Boden sind", betont Andreas Sigmund.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg rund 12.000 Hektar Blühflächen ausgesät. Andreas Sigmund vermutet, dass sich dieser Wert 2018 erhöht haben dürfte. Denn in diesem Jahr erhalten Landwirte für sieben statt bisher für fünf Hektar Zuschüsse, wenn auf diesen Blühpflanzen wachsen. Nach Angaben des Fachdienstes Landwirtschaft am Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises haben Landwirte im Kreis in diesem Jahr insgesamt mehr als 2400 Hektar Brachfläche in Blühflächen verwandelt. Das entspricht rund sieben Prozent der Ackerfläche.
Die Mischung macht’s: Folgende Pflanzensamen enthält die einjährige Blühpflanzenmischung: Phacelia, Buchweizen, Ramtillkraut, Gelbsenf, Ringelblume, Ölrettich, Borretsch, Saatlein, Persischer Klee, Sonnenblume, Inkarnatklee, Kornblume, Klatschmohn, Koriander, Dill, Sommerwicke, Saat-Esparsette und Fenchel.