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Nach Brand in Flüchtlingsunterkunft: Zeigen, wie Haßmersheim wirklich ist

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Von Ursula Brinkmann

Haßmersheim. Die jüngsten Ereignisse in Haßmersheim - der Brand in der Asylbewerberunterkunft und die Verlegung der Flüchtlinge - hatten nicht nur einen verschobene Gemeinderatssitzung zur Folge, sondern auch zwei Kundgebungen, die sich zeitlich wie örtlich unmittelbar vor dieser Sitzung abspielten.

Auf der einen Seite, gegenüber dem Rathaus, postierte sich eine Stunde vor der Sitzung ein Dutzend Menschen, meist Männer, die mit blauen AfD-Plakaten, Deutschland- und AfD-Fahnen um Aufmerksamkeit warben.

Wenige Schritte weiter, auf dem Parkplatz zwischen Rat- und Feuerwehrgerätehaus, ging es betont bunt zu. Als die Mitglieder des Vereins Flüchtlingshilfe Haßmersheim Wind von der AfD-Sache bekommen hatten, rief man zu einer Gegendemo auf.

Beide Versammlungen waren in der dafür zuständigen Behörde im Landratsamt angemeldet gewesen. Die "amtshelfende" Polizei war mit acht Einsatzkräften vor Ort. Dass die Flüchtlingshelfer erst am selbigen Montag "getrommelt" hatten, während die AfD ihre Kundgebung bereits am Freitag angemeldet hatte, zum spontanen Flüchtlingshelfer-"Picknick" aber mehr als fünfmal so viele Frauen, Männer und Kinder gekommen waren, das allein wertete ihr stellvertretender Vorsitzender Daniel Kühner schon mal als positives Zeichen.

Das Zusammenleben von Flüchtlingen und Haßmersheimern gestaltet sich nach Auffassung einer der Demonstrantinnen als "sehr positiv". So "bunt" und "weltoffen", wie es ihre farbenfrohen Demotafeln sagen, wünschen sich diese Haßmersheimer ihre Gemeinde. "Wir wollen zeigen, wie Haßmersheim wirklich ist", sagte Kühner und erntete dafür Beifall. Ein Banner in Schwarz-Weiß hingegen machte wortgewandt die Position der Flüchtlings-Unterstützer deutlich: "Menschenrechte statt rechte Menschen."

Uwe Wanke vertritt andere Ansichten. Der Haßmersheimer ist der Kreisverbandsvorsitzende der AfD und macht nach eigenem Bekunden eine gespaltene Kommune aus. "Hier herrscht Unmut", fasste er Meinungsäußerungen anderer Bürger mit seinen Worten zusammen. Ort und Zeit der Kundgebung verbindet er mit dem Verdacht, dass der Brand von den Flüchtlingen selbst an mehreren Stellen gleichzeitig gelegt worden sei.

Plakativ werden aus "Teelichtern Brandfackeln" und ein "Beweisfoto" von mehreren Brandherden gezeigt. Forderungen richten die "Alternativen" an die Gemeindeverwaltung nach einer "echten Bürgerbeteiligung", die sie sich in Form einer groß angelegten Bürgerfragestunde in der Festhalle wünschen. Die in der kurz darauf beginnenden Gemeinderatssitzung gegebene Möglichkeit zum bürgerlichen Fragen indes nutzte keiner. Ein weiteres Zeichen, dass es sich um Brandstiftung von Seiten der Flüchtlinge gehandelt haben müsse, sieht Wanke darin, dass man sie bei der Rettung mit "gepackten Koffern" angetroffen habe.

Wolfgang Schumacher, Haßmersheimer von Geburt und mit "weltoffenem" Schirmplakat unterwegs, kann mit solchen Unterstellungen nichts anfangen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von den Flüchtlingen sich selbst in Gefahr bringt - nach dem, was sie durchgemacht haben." Auch Hedwig Kern hält die Parolen der Rechten für einen "Krampf". Sie und ihre Familie haben spontan drei Männer aus Afrika nach dem Brand aufgenommen. "Sie haben doch schon einmal alles verloren", deutete sie auf den Kameruner Prisco Nyoh, "nun müssen sie wieder von vorn anfangen."


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