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Neckarelz/Moskau: Von der WM kehrt er als Gewinner zurück

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Neckarelz/Moskau. (schat/mck) Wer braucht schon die deutsche Nationalelf, um eine Fußball-Weltmeisterschaft in vollen Zügen genießen zu können? Auch wenn die WM 2018 aus deutscher Sicht und wie vorab so vollmundig verkündet, tatsächlich dazu getaugt hat, Geschichte zu schreiben - für Fußballfan Marcel Koos aus Neckarelz ist sie nach wie vor ein beeindruckendes Erlebnis.

Zwar haben sich zwei Drittel des Fan-Trios aus der Region wenige Tage nach Jogis trägen Jungs ebenfalls aus Russland verabschiedet. Koos ist jedoch geblieben, bis zum Finale und sogar noch ein bisschen länger. Und Koos darf sich, ganz ungeachtet der Enttäuschung, die man bei der Mission Titelverteidigung erlebt hat, am Ende als echter Gewinner fühlen. Denn er bringt mit einem ganzen Rucksack voll (überraschender) Erfahrungen aus einem fremden Land seine ganz eigene wertvolle Trophäe von der WM 2018 mit.

"Natürlich waren wir unglaublich enttäuscht", erinnert sich Marcel Koos an die Niedergeschlagenheit, die das deutsche Fan-Trio aus der Region nach der bitteren deutschen Niederlage gegen Südkorea ereilte. Die anschließende 22-Stunden-Reise von Kasan nach St. Petersburg absolvierte man demnach auch in einer Art "Trauerzug".

Und während Johann Rauser und Julian Kiehl noch das Achtelfinalspiel der Schweden im Stadion live verfolgten, schloss Marcel Koos schon ein wenig ab - und verkaufte sein Ticket an andere Fans. "Alle anderen Eintrittskarten haben wir dann auch weitergegeben", berichtet der Neckarelzer, der die Ausscheidungsspiele in der Folge auf den Fanmeilen verfolgte, während seine beiden WM-Mitfahrer die Rückreise nach Deutschland antraten.

"In St. Petersburg hab ich das Russlandspiel geschaut. Das war eine unglaubliche Stimmung, das Fanfest ist aus allen Nähten geplatzt, und vor jeder Kneipe, in der Fußball lief, standen die Leute vor dem Fenster, weil alles voll war", beschreibt der aus dem Trio Verbliebene. "Trotz Niederlage wurde gefeiert, was das Zeug hält", so Koos, dem allerdings auch die massive Präsenz von Uniformierten auffiel: "Alle fünf Meter stand da Einer, um aufzupassen."

Dass sich der Neckarelzer sein eigenes Bild vom großen, weitestgehend unbekannten Russland machen will, war von vornherein klar. Und so hat ihn sein Weg durchs WM-Gastgeberland inzwischen auch nach Wolgograd (Stalingrad), Rostov, Krasnodar und auf die Halbinsel Krim geführt. "Es war schon etwas komisch, da als Deutscher herumzulaufen", beschreibt Marcel Koos ganz offen, wie er sich etwa in der Gedenkstätte Mamayev Kurgan im ehemaligen Stalingrad gefühlt hat.

Auf der Krim wiederum berichteten ihm Einheimische von explodierenden Preisen, aber auch massiven Investitionen in die Infrastruktur: "In Simferopol haben sie einen komplett neuen Flughafen hingestellt, von dem es täglich 20 Direktflüge nach Moskau gibt." Vielleicht sollten da mal ein paar Verantwortliche aus Berlin vorbeischauen.

Das WM-Finale hat der deutsche Fußballfan mit der ausgeprägten Ausdauer dann wieder in Moskau auf der Fanmeile miterlebt. Und nicht nur dort "noch fußballverrücktere" Menschen getroffen. "Einer hat sich 25 Spiele angeschaut, absolut irre!"

Absolut überzeugt haben ihn unterdessen die Russen, mit denen er während seines Aufenthalts zu tun hatte. Koos berichtet von vielen angenehmen Begegnungen, von tollen gemeinsam erlebten Abenden. "Ich hab bis jetzt noch keine einzige schlechte Erfahrung mit den Menschen hier in Russland gemacht", bekräftigt der Neckarelzer, der nach dem Finale noch ein paar Tage Nachspielzeit von der WM im Gastgeberland genießt. "Die Russen sind echt super nett und finden es klasse, dass Touristen da sind. Auch mit der Kommunikation geben sie sich große Mühe", sagt Koos: "Und wenn man selbst ein paar Wörter auf russisch raushaut, ist man schon ein Freund."

Nach dem Spiel ist bekanntlich vor dem Spiel. Nach der WM auch vor der WM? Für den Neckarelzer Marcel Koos steht trotz deutschem Desaster in Russland fest: Er will auch bei kommenden Fußballgroßereignissen mit am Ball sein. Ob bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar ist noch offen. "Aber als nächstes kommt ja eh erst mal die EM 2020." Und die wird zum Teil ja auch in Deutschland ausgespielt.


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