Von Peter Lahr
Mosbach. Ein Dutzend Filme präsentieren die "Open-Air-Filmnächte" im Burggraben Neckarelz auf einer 70 Quadratmeter-Leinwand. Start beim mittleren Block des "Mosbacher Sommers" war mit der Komödie "Dieses bescheuerte Herz".
Lustig und spannend wird es auch beim Finale am Sonntag, 26. August. Da bekämpfen sich die aus der TV-Serie bekannten Bäcker Laible und Frisch im Kinofilm "Da goht dr Doig" - was übersetzt ins Hochdeutsche etwa "Da fliegen die Fetzen" bedeutet.
Tatsächlich gibt es einen Namensvetter in Mosbach: Hans-Martin Laible führt die Bäckerei und das Café "Rebstöckle", einen traditionellen, über 100 Jahre alten Familienbetrieb, der sich - fast wie im Film - gegen die Konkurrenz von Backwaren-Großproduzenten behaupten muss. Manchmal geht es also wirklich um die Brezel. Höchste Zeit also für einen Lokalbesuch in der Backstube.
"Die Serie habe ich ab und zu mal gesehen", erklärt Laible - und vom Kinofilm - und natürlich der Namensähnlichkeit - hat der Bäcker schon früher erfahren als mancher Cineast. Denn als Autor Sebastian Feld und Produzent Frieder Scheiffele bereits 80 Prozent des Filmbudgets beisammen hatten, scheiterte die Realisation zunächst an der Bundesfilmförderung in Berlin, die das Projekt nicht mitfinanzieren wollte.
Eine groß angelegte Spendenkampagne startete, und auch die Erzeugergruppe "KraichgauKorn" förderte den Film. Seit gut 25 Jahren beliefert diese bäuerliche Erzeugergruppe Bäckereien und Konditoreien mit ausgesuchten Getreidesorten, die naturbelassen und ungespritzt angebaut werden.
Da auch das "Rebstöckle" auf die Qualität des "KraichgauKorns" setzt, wurde Hans-Martin Laible bereits zur Vorpremiere von "Do goht dr Doig" nach Karlsruhe eingeladen und konnte dort mit dem Schauspieler Simon Licht plaudern - im Film stellt er den windigen Großbäcker Manfred Frisch dar.
Zurück ins echte Café bzw. die reale Backstube. Da sagt Laible: "Zwei Herzen schlagen in meiner Brust." Sein Vater war Konditor, und auch ein technischer Beruf hätte Laible junior gereizt. Doch dann erlernte er nicht nur den Beruf des Konditors, sondern auch noch den des Bäckers. Zudem sei er Heidelberger und Mosbacher. Seine ersten 19 Lebensjahre verbrachte er in Heidelberg - und ist bis heute regelmäßig dort.
"Wir müssen Nischen besetzen, denn die Preisentwicklung ist immens", erläutert der 63-jährige Bäckermeister seine Strategie. Und gibt zu bedenken: "Brötchen sind ja Centbeträge". Derzeit helfen ihm noch seine Tochter und sein Sohn in der Backstube. Im Vergleich zu Ausbildungsklassenkameraden seien diese anfangs erstaunt gewesen, welch breite Sortenvielfalt man im Rebstöckle produziere: Zu den 20 Brotsorten und 20 verschiedenen Brötchen - Vollkornbrötchen seien klar auf dem Vormarsch - kämen noch fünf bis zehn verschiedene Kuchen. Letztere wechselten saisonal.
"Ich glaube, ich habe heute den letzten Erdbeerkuchen des Jahres gebacken", erklärt Laible im RNZ-Gespräch vor Ort ganz pragmatisch, was saisonale Produktion für ihn bedeutet. Auch das eigene Eis stellten nur noch die wenigsten Konditoren her. Im Winter setzt Laible dann auf hausgemachte Schokolade und Pralinen.
Doch zurück zur Brezel, die auch im Film eine Hauptrolle spielt. "Man bekommt das Schlingen vielleicht in einem Monat hin", weiß der Fachmann. Doch dann komme die wahre Herausforderung: jeden Tag seien die Gesamtbedingungen anders. Einmal verhalte sich das Mehl anders als am Vortag, dann habe der Teig eine abweichende Temperatur. "Bis man es gut kann, muss man alles berücksichtigen."
Rund 200 Brezeln verlassen jeden Tag die Rebstöckle-Backstube - alle individuell von Hand geschlungen. "Man sieht gleich, wer welche gemacht hat. Bei mir ist die linke Seite immer etwas kleiner, und ich mache die Enden etwas dicker."
Und was hält Laible für das Erfolgsgeheimnis der Brezel, die ja von einem mittelalterlichen Fastengebäck abstammt und bis heute das Zeichen der Bäckerzunft krönt? "Es ist einfach das perfekte Gebäck für den kleinen Hunger zwischendurch - auch von der Handhabung."
Und wenn ihn jemand am 26. August für ein paar Stunden in der Backstube vertritt, dann kann sich der Mosbacher Laible seinen "Kollegen" aus dem fiktiven Schafferdingen noch einmal auf einer Großleinwand anschauen. Eine kleine Überraschung für die Zuschauer im Burggraben will er bis dahin ebenfalls ausgetüftelt haben.