Von Peter Lahr
Katzental. Die Entwicklung des ländlichen Raums lässt sich auch anhand von Gebäuden und ihrer Nutzung nachvollziehen. Aktuelles Beispiel: In Katzental beschreiten engagierte Bürger neue Wege, um das ehemalige "Milchhäusle" vor dem Verfall oder gar dem Abriss zu bewahren. Aus dem markanten Häuschen, mitten im Ort unweit von Kindergarten und Kirche gelegen, soll ein "Spielhaus" werden, eine überdachte Erweiterung des Spielplatzes. Doch nicht nur Spielgeräte werden hier künftig zu finden sein. Ein öffentliches Bücherregal sowie ein Tischkicker sollen Jung und Alt zusammen führen. Zuletzt diente das Gebäude einer Mosterei und Brennerei als Domizil. Nun plant man für den Samstag beim Freiwilligentag der Metropolregion Rhein-Neckar das große Finale (9 bis 14 Uhr).
"Es ist ein Experiment", charakterisieren Ruth Zimmermann und Margot Hennrich, die "Mütter der Compagnie", das Projekt. "Das gibt es nirgends", sind sich die beiden sicher. Denn auf Vorbilder konnten sie bei ihren Planungen nicht zurückgreifen. Eigentlich sei man "wie die Jungfrau zum Kind" gekommen, sind sich die weiteren der rund 15 regelmäßig Aktiven einig. Als das ehemalige "Milchhäusle" zum Verkauf anstand, habe man bei der Gemeinde Billigheim angefragt, ob diese nicht das Haus erwerben wolle. Schnell war das Rathaus überzeugt von der Idee des "Spielhauses" und unterstützte das Vorhaben.
Im Februar trafen sich die Katzentaler "Ortsgestalter" zur ersten Baubesprechung. "Wir sind kein Verein, sondern ein lockerer Zusammenschluss", beschreiben sich die Engagierten - viele von ihnen seien "im besten Alter". Reichlich Schweiß floss seitdem. In mehr als 300 Arbeitsstunden - alle Tätigkeiten hält man in einem Bautagebuch genau fest - renovierte man das Gebäude. Zunächst mussten einige "starke Männer" einen tonnenschweren Sockel aus dem Innenbereich entfernen. Wände und Bodenfläche unterzog man einer aufwendigen Schönheitskur. Ein nicht mehr benötigter Kamin wurde abgeschlagen. Außen stellte man - unterstützt von lokalen Handwerkern - ein Gerüst. Das Dach wurde renoviert, eine neue Dachrinne angebracht. Die Fassade hat man abgedampft, ausgebessert und neu gestrichen. Dank neuer, grün lackierter Fensterläden wirkt das Spielhaus jetzt schon richtig "schnuckelig".
Mitte August waren Katzentaler Kinder eingeladen, das Projekt mit Pinsel und Farbe tatkräftig zu unterstützen. Eine umlaufende Plattform benötigte ein hölzernes Geländer. Einen Vormittag lang schwang der Nachwuchs die Pinsel und brachte den Wetterschutz auf. Als "Souvenir" durften sich die jungen Bauhelfer namentlich verewigen.
Richtig ins Schwitzen gerieten die großen Helfer noch einmal, als es galt, das Areal an der Hinterwand in ein bespielbares Basketballfeld zu verwandeln. Da Not bekanntlich erfinderisch macht, zauberte man aus der Schütte für das Mostobst ein schmuckes Hochbeet - inklusive Erdbeeren.
Im Hausinneren sollen Tisch und Stühle zum Verweilen einladen. Bälle, eine Tischtennis-Ausrüstung und weitere Spiele für draußen werden hier bereit- stehen. "Von morgens bis abends" soll das Haus offen stehen. Beim Freiwilligentag will man den "Spielplatz" nochmals auffrischen. Das Einräumen des Hauses steht auch noch an. "Der Einsatz hat sich gelohnt. Es ist ein Kleinod geworden", lautet schon jetzt die einhellige Meinung.