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Neckar-Odenwald-Kreis: An Lehrern mangelt es in der Region nicht

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Von Frank Heuß

Neckar-Odenwald-Kreis. Von rund 700 unbesetzten Lehrerstellen in Baden-Württemberg zum gerade gestarteten Schuljahr 2018/19 war und ist derzeit in der Landespolitik die Rede. Im Neckar-Odenwald-Kreis spürt man die beschriebene personelle Lücke jedoch bisher nicht wirklich: "Bei uns sind alle Stellen besetzt", erklärt auf RNZ-Nachfrage Peter Frey, zuständiger Schulamtsdirektor beim Staatlichen Schulamt Mannheim.

Die Neuzuweisungen für Grund-, Förder-, Werkreal- und Realschulen seien "zufriedenstellend". An Gymnasien, die der Zuständigkeit des Regierungspräsidiums unterliegen, wurde die Lehrerversorgung auf unsere Nachfrage hin sogar als "gut bis sehr gut" bewertet.

Angespannter ist die Personaldecke an den weiterführenden Schulen offenbar lediglich in einigen "Mangelfächern" wie Bildende Kunst oder Physik. Der verkündete Personalmangel spiegelt sich zumindest andeutungsweise wider, wenn es darum geht, kurzfristig Ersatz für unerwartete Ausfälle zu finden: Hier gilt der Markt als weitgehend "ausgedünnt".

Wer seine Lehramtsausbildung nach Studium und Referendariat erfolgreich abgeschlossen hat und eine Stelle will, bekommt sie derzeit in der Regel auch sofort zum nächsten Schuljahr. Und kann sich bisweilen sogar ein Stück weit erlauben, wählerisch beim Einsatzort zu sein.

Als "Lückenfüller" in Gestalt eines auf Stundenbasis angestellten "Nebenlehrers" stehen daher nur relativ wenige zur Verfügung. Das merken, wenn die Bedarfssituation eintritt, vor allem kleinere Schulen auf dem Land, wo die Zahl der zugeteilten Lehrerstellen ohnehin knapp bemessen ist.

Vereinzelt berichten Schulen der Primar- und Sekundarstufe davon, dass aus dieser Gegebenheit im Vorjahr durchaus einige Schwierigkeiten entstanden. So habe man wegen einer Erkrankungswelle auch auf sogenannte "Nicht-Erfüller" zurückgreifen müssen - das sind Absolventen des jeweiligen Lehramtsstudiums an Pädagogischen Hochschulen mit Abschluss des ersten Staatsexamens, die noch über kaum Unterrichtspraxis verfügen.

Insgesamt sind die Zuweisungen nach abgeschlossenem Vorbereitungsdienst in den vergangenen Jahren auf weitgehend konstantem Niveau geblieben: 2013 wurden deren 35, 2014 nur 26, im Jahr 2015 mit 78 so viele wie nie zuvor, in 2016 moderate 40 und im Vorjahr 2017 immerhin 45 an Primar- und Mittelschulen im Neckar-Odenwald-Kreis zugeteilt.

Und zum gerade begonnen Schuljahr nahmen 41 neue Lehrkräfte hier den Dienst auf: "Für uns ein Jahr, das dem normalen Schnitt der letzten Jahre entspricht", stellte Landrat Dr. Achim Brötel jüngst bei der Junglehrervereidigung im Mosbacher Rathaus fest.

Ein "Lehrermangel" im ländlichen Raum Nordbadens lässt sich also derzeit allenfalls in Bezug auf die Geschlechterverteilung beobachten: Es werden immer mehr Lehrerinnen, die diesen Beruf ergreifen.

Insbesondere der männliche Grundschullehrer ist schon länger "vom Aussterben bedroht": An nicht wenigen der ehemaligen "Volksschulen" im Landkreis unterrichten nur ein oder zwei Männer. Sogar reine Frauenkollegien finden sich.

War es früher noch umgekehrt, wird das Lehramt mehr und mehr zur Frauendomäne. Bei den aktuell neu vereidigten Junglehrern der Primar- und Sekundarstufe im Landkreis lag das Verhältnis der Geschlechter etwa bei 1:3.

Lediglich an den Gymnasien kommt der männliche Pädagoge noch häufiger vor - aber auch hier unterrichten beispielsweise an den beiden Mosbacher Gymnasien bereits ungefähr doppelt so viele Frauen wie Männer.

Ob das Phänomen sich in Zeiten der wirtschaftlichen Hochkonjunktur an dem alten Klischee erklären lässt, dass Männer sich bei der Berufswahl mehr kurzfristig am Einkommen orientieren, während Frauen eher die persönliche Neigung auf längere Sicht priorisieren, wird sich kaum empirisch belegen lassen.

Gerade an Schulen unterhalb der gymnasialen Oberstufe werden die Arbeitsbedingungen vielerorts schwieriger. Ein gewisses Maß an Idealismus dürfte weiterhin Voraussetzung dafür sein, dass es auch auf Sicht genügend Lehrkräfte für alle Schulformen und Fächer gibt - unabhängig von deren Geschlecht.


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