Von Peter Lahr
Mittelschefflenz. Auf außergewöhnlich großes Bürgerinteresse stieß die jüngste Sitzung des Schefflenzer Gemeinderats am Montagabend im Rathaus von Mittelschefflenz. "Es ist erfreulich, dass das Interesse am Thema groß ist", begrüßte Bürgermeister Rainer Houck rund 40 Zuhörer. Das Thema, das vielen unter den Nägeln brannte, war der von Bürgermeister-Stellvertreter Hermann Rüger in mehrmonatigen, nichtöffentlichen Vorgesprächen auf den Weg gebrachte Antrag, die Mitgliedschaft in der Musikschule Mosbach zum Ende des Jahres aufzukündigen.
Hierzu meldeten sich bereits in der Einwohnerfragerunde empörte Bürger und engagierte Kulturschaffende zu Wort. Warum man nicht alle Beteiligten im Vorfeld an einen "runden Tisch" zusammengebracht habe, statt solch eine "Geheimdiplomatie" zu betreiben, wunderte sich etwa der langjährige Dirigent Bernd Heß. Nach knapp zweistündiger, so emotional wie kontrovers geführter Diskussion, entschied sich das Gremium mehrheitlich für einen Verbleib im Zwölferbund.
Man habe sich im Vorfeld lediglich mit dem Mosbacher Musikschulleiter Martin Daab besprochen, erläuterte zunächst Bürgermeister Houck, ehe er sich für die weitere Erörterung des (Streit-)Punktes als befangen erklärte. Er sitzt nämlich im Vorstand der Musikschule. "Der Antrag zur Kündigung kommt von mir", erklärte Hermann Rüger, der nun die Sitzung leitete. Als man vor 25 Jahren der Musikschule beitrat, habe der Schefflenzer Anteil bei 3000 DM gelegen. Für ihn gelte nun die 30.000-Euro-Grenze als Maximum. Da Musikschulleiter Martin Daab erklärt habe, dass man an den Strukturen - der Beitrag richtet sich nach der Zahl der Einwohner - nichts ändern könne, wollte Rüger das eingesparte Geld für andere Investitionen nutzen.
Eine komplette Neuordnung der kommunalen Kulturförderung schlug Georg Fischer vor. "Schefflenz zahlt etwas über 30.000 Euro bei einem Verwaltungshaushalt von zwölf Millionen Euro", verwies Friederike Werling auf die Relationen und warnte davor, ein hochwertiges Angebot aufzugeben, ohne ein vergleichbares Alternativkonzept zu haben. "Die Einsparungen wären marginal", fand Mike Krauth, der einen "Brexit für Schefflenz" befürchtete. Vor "einer Art Raubbau an einem hochwertigen kulturellen Angebot" warnte Gero Wohlmann.
Als hinzugezogener Experte erläuterte Kjell Pauling, Dozent an der Musikschule , das von ihm seit 2012 im Kindergarten "Sonnenschein" angebotene Landesprogramm "Singen, Bewegen, Sprechen". Zusammen mit einer Tandempartnerin, die vor Ort als Erzieherin arbeitet, habe man nachhaltige Erfolge erzielt. Diese "allumfassende Qualität" habe zur "Caruso"-Zertifizierung geführt: "Das ist eine Leistung von unschätzbarem Wert", appellierte der Musikpädagoge für einen Verbleib.
Musikschulleiter Martin Daab bedankte sich für die - von allen Gemeinderäten ausgesprochene - Wertschätzung der Musikschularbeit. Gerade mit dem Blick aufs Geld könne es nur mit interkommunaler Gemeinsamkeit gelingen, "das Musikschul-Schiff auf Kurs zu halten". Den Antrag, aus der Musikschule auszutreten, lehnte eine siebenköpfige Mehrheit ab - bei vier Gegenstimmen.
Eher flott - ohne Aussprache und einstimmig - sprach sich der Rat für die Fortführung der Kindergartenbedarfsplanung aus. Dabei ging es konkret um die Erweiterung des Kindergartens "Gernegroß" um eine weitere Kleinkindergruppe - inklusive deren Finanzierung.
Einstimmig beschloss der Rat, die nächste Einwohnerversammlung auf den 25. Oktober um 19 Uhr zu terminieren. Es soll dabei u.a. um die Wohnbauentwicklung sowie die Verkehrsbelastung entlang der Ortsdurchfahrt B 292 gehen.
Nach kritischer Diskussion zog Friederike Wehrling ihren Antrag auf die Erweiterung der Straßenbeleuchtung im Tunnelweg zurück. Um den Breitbandausbau zu verbessern - und Einblick in die Pläne der Telekom zu erhalten - beschloss man mehrheitlich einen vom Bund zu 100 Prozent bezuschussten "Masterplan", der dabei helfen soll, künftig gezielter die Glasfaserkabel bis an die Häuser zu bringen.
Die aktuelle Zahl der dezentral untergebrachten Flüchtlinge bezifferte Rainer Houck auf 44 Personen; vier Afghanen lebten in der Gemeinschaftsunterkunft. Mit dem Ersten Landesbeamten will der Bürgermeister zeitnah über die künftige Sozialarbeit vor Ort reden. Erfreulich habe sich die Freibadsaison entwickelt. Über 22.500 Besucher nutzten während des Rekordsommers mit 120 Öffnungstagen das kühle Nass - ein Gästeplus von 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Weniger erfreulich gestalte sich die aktuelle Situation im Wald. Da hat der Borkenkäfer ob der Trockenheit starke Schäden verursacht. Details werde der Förster während einer Führung am 17. Oktober erläutern. Anfang Mai 2019 lädt die ungarische Partnergemeinde Agendorf zu einem fünftägigen Besuch ein.