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Einkaufsnacht in Mosbach: In Mosbach traf Mittelalter- auf Kunsthandwerkermarkt

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Von Peter Lahr

Mosbach. "Es riecht feuerig", machte ein Mädchen am Samstagnachmittag seinen Papa aufmerksam auf einen besonderen Duft, den man auf dem Mosbacher Marktplatz schnuppern konnte. Bald schon mischte sich das "Feuerige" mit frischen Seifenaromen und würzigem Weihrauch. Kein Wunder, entführte doch das letzte "Markterlebnis" der Saison am Wochenende in die Welt des Mittelalters und des Kunsthandwerks. Am Samstag lud "Mosbach Aktiv" zudem zur langen Einkaufsnacht ein und folgerichtig "brummte" es nicht nur rund um die Tavernen auf den Marktterrassen. Auch der Wettergott zeigte sich gnädig und bot einen trockenen Nachmittag mit zweistelligen Temperaturen.

Warum das Trio "Dopo Domani" allerdings auf einer allzu neumodisch anmutenden Bühne seine Künste zu präsentieren hatte, das bleibt das Geheimnis der Organisatoren. Der Begeisterung der Zuschauer tat dies glücklicherweise keinen Abbruch. "Wir sind lauter als die Glocken", verkündete Trommler, Feuerkünstler und Sprücheklopfer Malonius ob des Vier-Uhr-Geläuts selbstbewusst. Ob an der exquisiten Langfanfare oder der schlichten Flöte. Brunhilla von Reichenstein fand stets die richtigen Töne. Zusammen mit dem Zistervirtuosen Taravas griff die versierte Musikerin auch zu "aufblasbaren Instrumenten", besser bekannt als Sackpfeife oder Dudelsack. Von Gedudele aber keine Spur! Das Trio bot Eigenkompositionen, die vor 1000 Jahren gute Chancen auf einen Charts-erfolg gehabt hätten. Zu irisch und spanisch anmutenden Weisen drehte sich bald auch Mirimah aus dem Westerwald. Die Drechslermeisterin beherrschte als "Tanzweib" nicht nur das Spiel mit dem Feuer. Grazie, Eleganz und Funkenflug begeisterten.

"Auch was Leckeres vergisst man nicht." Dieser nach Kalenderweisheit klingende Satz entfuhr Alex dem Metsieder. Seit drei Jahren ist der Österreicher fast jedes Wochenende unterwegs. Ganze 18 verschiedene Geschmacksvarianten hat er für seinen Met und Honigwein entwickelt. Vom herben Whisky bis zum süßen Rum reicht die Palette. "Sieht saugut aus. Frischer kriegst du es net." Klar, hier fand das emsig am Spieß rotierende Spanferkel einen kulinarischen Bewunderer. Manch zarter besaiteter Zeitgenosse griff da eher zu Flammkuchen. Doch die verlockende Schweinerei gemahnte auch an mittelalterliche Schlaraffenlandfantasien.

Stark vertreten waren dieses Mal die Handwerker, die zudem Einblicke ins Leben von "damals" gaben. "Warum bauen Menschen solche Bauwerke, wie Kathedralen?" - darüber sinnierte Christopher Eger. Der Steinmetzgeselle und Bildhaue wusste auch: "Sandstein ist nicht Sandstein."

Vorbei am Mäuseroulette, das nicht nur Kindern ein "Oh Gott, ist die süß" entlockte (gemeint war natürlich die Maus), vorbei an lieblichen Tönen einer Ocarina und vorbei an feinem Räucherwerk ging es zur Schuhmacherin Barbara Dimminger. Dass eine Sattlernaht mit Forellengarn eigentlich "kinderleicht" ist, das durfte ein Junge im Praxistest beweisen. Voller Konzentration arbeitete er mit zwei Nadeln gleichzeitig. Ob hölzerne Klompen, Stroh- oder Schnabelschuhe, es galt einst, möglichst unbeschadet über recht morastige Straßen zu kommen.

In der Stiftskirche lud Annette Reinhart zu "Poesie und Lichter" ein. Eine begehbare Spirale aus über 60 Kerzenlichtern auf dem Boden, dazu Fabeln, Geschichten und Märchen ließen kleine und große Gäste gerne verweilen und gebannt lauschen. "Küss mich bunt", diese fantasievolle Liebeserklärung an einfallsreiches Kunsthandwerk lockte in den Unteren Rathaussaal. Auch am Sonntag drehte sich nicht nur das handbetriebene Riesenrad - zur Freude der kleinen Mitreisenden. Der Tribalstamm "Bedauijat al Farha" ließ es ebenfalls mächtig "rund gehen".


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