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Alte Mälzerei: Özcan Cosar bringt "Old School" nach Mosbach

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Von Peter Lahr

Mosbach. Özcan Cosar ist ein Mann mit vielen Talenten. Mit zwölf Jahren begann er Breakdance und brachte es bis zu den Deutschen Meisterschaften im Jahr 2000. Auch als Zahnarzthelfer und Sport- und Tanzlehrer sammelte er wertvolle Erfahrungen für seine Karriere als "Stand-up"-Komödiant, der mittlerweile immer wieder im Fernsehen zu sehen ist.

Am Sonntag, 11. November, präsentiert der Bad Cannstatter in der Alten Mälzerei sein aktuelles Solo-Programm "Old School - Die Zukunft kann warten". Im RNZ-Interview outet sich Cosar als Fastnachts-Fan und verrät, wovor er sich am meisten fürchtet. Nur bei den Stichworten Shisha-Bar, Kehrwoche und Politiker setzte er drei Fragezeichen.

Herr Cosar, Sie treten am 11.11. in Mosbach auf. An diesem Datum beginnt ja auch die fünfte Jahreszeit. Haben Sie mit dieser Art des Humors etwas am Hut?

Özcan Cosar: Ich habe mich schon als Kind sehr gerne in dieser Zeit verkleidet und auch heutzutage genieße ich die Zeit sehr. Ich war schon zweimal bei der Zigeunerinsel dabei und freue mich schon auf das nächste Mal.

Im November steht bekanntlich Weihnachten direkt vor der Tür. Sie können wunderbar "Stille Nacht" singen, obwohl Weihnachten ja nicht als klassisches türkisches Fest gilt. Weshalb haben Sie das Lied gelernt?

Vielen Dank, dass Sie meine Stimme als angenehm empfinden, denn meine Tochter hat dazu eine andere Meinung. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Warum sollte ich als Deutscher dieses bekannte Weihnachtslied nicht kennen?

Vor neun Jahren, so schreiben Sie auf Ihrer Webseite, wechselten Sie nach "gelungenem Türkzorzismus" zum deutschen Staatsbürger mit Migrationshintergrund. Wie muss man sich den "Türkzorzismus" vorstellen und welche Motive führten zu dem Schritt?

Ich wusste vor meiner Einbürgerung nicht, dass meine türkische Herkunft solch ein großes Problem darstellt. Mir wurden skurrile Fragen über gewisse Lebenssituationen gestellt. Meist rhetorische Fragen, die auch noch so schlecht gestellt worden sind, dass sie mich an ein billiges Krimi-Verhör erinnerten. Eine Art Entlarvung der türkischen Dämonen, die sich im Körper eines Deutschen festgesetzt hatten, und mit der tollen Fragerei exorziert werden sollten. Ich bin Deutscher geworden, weil ich ein Deutscher bin. Deshalb hat sich für mich nichts geändert seit meiner Einbürgerung. Natürlich habe ich türkische Wurzeln und diese werden bleiben. Man kann das eine nicht weghängen, weil es mich alles zu dem gemacht hat, was ich heute bin.

Sie betonten einmal, dass Sie Angst vor Terror, aber keine Angst vor einer Islamisierung des Abendlandes haben. Wovor hat Özcan Cosar sonst noch Angst - in Deutschland oder der Türkei?

Meine größte Angst ist, dass ich mal einen Auftritt habe und keiner ist da. Oder noch schlimmer: Nur einer ist da und dann auch noch ein Schwabe, der sagt: ‚I hab g’zahlt du spilsch jetzt!‘ In der Türkei ist meine größte Angst, dass ich am Strand keinen Liegestuhl bekomme.

Sie kokettieren damit, der Generation "Aldi Brötchen" anzugehören und überschreiben ihr aktuelles Programm mit "Old school". Wann bekommen Sie nostalgische Gefühle?

Die Erinnerungen finden sich überall. Manchmal ist es ein Bild, ein Lied oder ein Duft, der einen in die Vergangenheit transportiert.

Dazu passen einige Entweder-oder-Fragen: Kassette oder Streaming?

Streaming.

Döner oder Maultaschen?

Maultaschen.

Shisha Bar oder Kehrwoche?

???

Ayran oder Trollinger Lemberger?

Ayran.

Merkel oder Erdogan?

???

Was ist der Unterschied zwischen Breakdance und Comedy?

Es gibt keinen Unterschied. Beides bringt Menschen zusammen und unterhält sie.

Auch bei Ihnen ist die nächste Generation am Start. "Mein Sohn rennt sinnlos durch die Gegend und labert wirres Zeug", beschreiben Sie das Wirken ihres Sohnemanns. Denken Sie, er wird einmal mehr Verständnis für Ihr Berufsbild aufbringen als Ihr Papa?

Mein Vater liebt, was ich mache, und hat mich auch schon immer unterstützt. Aber in der Show ist er mein Gegenpol. Ich mache Sachen nicht, um Menschen zu gefallen oder zu imponieren. Ich mache sie, weil ich sie liebe. Ob es meinem Sohn gefällt, ist mir egal, weil: Ich werde ihn auch machen lassen, was ihm Spaß macht, auch wenn ich dafür manchmal kein Verständnis aufbringen kann.

Als ein Pionier der Ethno-Comedy gilt hier, unweit von Mannheim, Bülent Ceylan. Verbindet Sie darüber hinaus etwas mit ihm?

Bülent ist ein sehr guter Freund von mir.

Nervt es Sie eigentlich, dass die Griechen alles erfunden haben?

Es nervt überhaupt nicht. Ich bin den Griechen sehr dankbar, denn ohne die Jungs hätten wir jetzt kein Interview. Es lebe die Demokratie.

Info: Karten für den Auftritt von Özcan Cosar am Sonntag in der Alten Mälzerei gibt es am Ticketschalter der RNZ.


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