Von Christian Beck
Haßmersheim. Sie fühlen sich sehr wohl in Haßmersheim, doch die Zeichen stehen auf Abschied: Ab September wird das Pfarrerehepaar Marlene Hoffmann und Sebastian Bauer-Hoffmann im afrikanischen Namibia arbeiten. Dort werden sie künftig rund 300 Gemeindemitglieder betreuen, die auf einer Fläche von der Größe Baden-Württembergs leben. Was das Ehepaar mit ihren Kindern Ronja (7) und Mira (6) so reizt, die gemütliche Neckargemeinde gegen die Weite Afrikas einzutauschen? Dies und vieles andere verrieten sie der RNZ im Gespräch.
Wie kamen Sie auf die Idee, sich auf eine Stelle in Namibia zu bewerben? Sehnen Sie sich nach mehr Sonne?
Bauer-Hoffmann: Auf die Sonne freue ich mich sehr. Wir hatten aber schon länger vor, ins Ausland zu gehen.
Hoffmann: Seit ich auf der Welt bin, wollte ich schon immer nach Afrika. Ich war während meines Studiums schon einmal in Kenia. Nun wollten wir für längere Zeit weg. Da Pfarrer dazu angehalten werden, nicht so lange am gleichen Ort zu arbeiten, hätten wir uns ohnehin in ein paar Jahren verändern müssen.
Bauer-Hoffmann: Wir haben nur nicht gedacht, dass es gleich bei der ersten Bewerbung funktioniert - wir waren selbst überrascht, als wir aus zehn Bewerbern ausgewählt wurden.
Im März waren Sie für vier Tage in Namibia. Was sind Ihre Eindrücke?
Hoffmann: Man redet mit den Menschen dort deutsch, völlig ohne Akzent. Aber sie denken ganz anders.
Bauer-Hoffmann: Wir waren von der Landschaft völlig fasziniert: Das Land ist zwei Mal so groß wie Deutschland, aber in weiten Teilen gibt es nur wenige Farmen mit einer Handvoll Menschen. Das hat damit zu tun, dass es dort sehr wenig Wasser gibt. So wie wir uns in Deutschland nach Sonne sehnen, sprechen die Leute in Namibia vom Regen.
Hoffmann: Und es gibt viele wilde Tiere - dass eine Giraffe am Straßenrand steht, ist nichts Ungewöhnliches.
Wie stellen Sie sich dort ihre Arbeit vor?
Hoffmann: So ganz genau wissen wir das auch noch nicht. Wir werden aber wohl viel unterwegs sein. Mit einem Pick-up fahren wir wahrscheinlich jedes Wochenende zu einer anderen Farm.
Die Menschen kommen also nicht in die Kirche, sondern die Pfarrer zu den Menschen?
Hoffmann: Das wird zumindest bei den Farmfamilien so sein, die außerhalb der Städte leben. Wir haben die Idee, einmal monatlich ein Wochenende auf den Farmen zu verbringen, um dort Farmgottesdienste und Kindergottesdienste zu feiern, Bibelkreise zu leiten, Seelsorgegespräche zu führen und vieles mehr.
Bauer-Hoffmann: Man darf nicht vergessen, dass die Menschen dort oft sehr einsam sind. Die Leute auf einer Farm sehen oft wochenlang niemand anderes. Und wenn um 21 Uhr der Stromgenerator ausgeschaltet wird, ist dort nichts mehr los. Dafür sieht man dann unglaublich viele Sterne und hört die Geparden heulen.
Das klingt nach einer großen Umstellung. Wie lange möchten Sie in Namibia arbeiten?
Bauer-Hoffmann: Die Stelle ist auf sechs Jahre befristet. Wenn es uns gefällt und die Gemeinde mit uns zufrieden ist, könnte der Vertrag um drei Jahre verlängert werden.
In dieser Zeit werden Sie sicher einiges vermissen...
Bauer-Hoffmann: Oh ja! Neben den Freunden und Familienmitgliedern wird mir persönlich der Posaunenchor sehr fehlen.
Hoffmann: Ich habe hier sehr viele wertvolle Kontakte geknüpft und tolle Menschen kennengelernt, die mir sehr fehlen werden - allerdings gehe ich davon aus, dass mich mindestens die Hälfte davon besuchen kommen wird. Daneben werde ich auch meine Gitarre vermissen. Die Luftfeuchtigkeit beträgt in Namibia nur 15 Prozent - würde ich das Instrument mitnehmen, würde sich das Holz völlig verziehen.
Und wie sieht es mit der Haßmersheimer Gemeinde aus?
Hoffmann: Wir sind sehr traurig, dass wir Abschied nehmen müssen, denn wir fühlen uns sehr wohl hier.
Bauer-Hoffmann: Gefühlt gibt es keinen besseren Ort als Haßmersheim mit seinen Ortsteilen Hochhausen und Neckarmühlbach. Die Leute sind toll, wir haben hier viele Freunde gefunden.
Wie wird es in Haßmersheim nach ihrem Weggang weitergehen?
Bauer-Hoffmann: In Kürze wird die Stelle für unsere Nachfolge ausgeschrieben werden. Die durchschnittliche Vakanz für Pfarrerstellen im Neckar-Odenwald-Kreis beträgt vier Jahre. Das wird hier aber hoffentlich nicht der Fall sein. Wir wünschen uns, dass zum Jubiläum der Reformation im nächsten Jahr die Stelle wieder besetzt sein wird. Ob das klappt, wissen wir aber nicht.
Info: Am Sonntag, 31. Juli, findet um 14 Uhr in der Kirche in Haßmersheim der Abschiedsgottesdienst von Marlene Hoffmann und Sebastian Bauer-Hoffmann statt.
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