Von Jörn Ludwig
Neckarzimmern. Bis zuletzt hatten sich Anwohner dagegen gewehrt, dass vier Grundstücke am Ende des Mosbacher Weges deutlich höher bebaut werden dürfen als bisher in dieser Straße üblich. Vergebens: In seiner jüngsten Sitzung hat der Neckarzimmerner Gemeinderat den umstrittenen Bebauungsplan "Mosbacher Weg / Auweinberge" mehrheitlich beschlossen. Wie bereits beim letzten Mal, als der Planentwurf dem Gremium zur Abstimmung vorlag, votierten bei acht Pro-Stimmen drei Volksvertreter dagegen: die Bürgermeister-Stellvertreter Ralf Debus (SPD) und Hermann Keil (CDU) sowie Gabriele Teichmann (SPD).
Zuvor war Stefanie Philipp vom Mosbacher Ingenieurbüro für Kommunalplanung (IFK), das den Bebauungsplanentwurf erstellt hat, auf die Einwände der Anwohner eingegangen. So sei der vorliegende Entwurf ein Kompromiss zwischen dem Grundstückseigentümer, der den Anstoß für die Erstellung des Bebauungsplans gegeben hatte, und den Anwohnern. Der künftige Bauherr habe ein Haus mit einer Firsthöhe von zehn Metern ab Straßenkante und einer Dachneigung von 45 Grad bauen wollen, beides sei im Zuge dieses Kompromisses reduziert worden: die Höhe auf 8,50 Meter, die Dachneigung auf 40 Grad.
Dass auch eine Höhe von 8,50 Metern deutlich über der bestehenden Bebauung im Mosbacher Weg liegt, ist für die Planer kein schlagendes Argument. Aufgrund der kleinflächigen Grundstücke, der steilen Hanglage und im Hinblick auf ein flächensparendes Bauen ziehen sie die Ausdehnung der Gebäude in die Höhe der in die Breite oder Tiefe vor. Neben der schon jetzt sehr gemischten Bauweise im Mosbacher Weg verwies Philipp auch darauf, dass im angrenzenden Wohngebiet eine klar definierte Bauhöhe bisher nicht vorgeschrieben war.
Dass für eine Bebauung der Grundstücke eine Trockenmauer weichen muss, in der geschützte Reptilien - u.a. Schlingnattern - leben, ist für die IFK-Ingeneure ebenso kein Hinderungsgrund. Durch ein schonendes Abtragen der Mauer könnten die Tiere in ausreichend vorhandene benachbarte Lebensräume fliehen, eingefangene Reptilien in geeigneten Flächen nordwestlich wieder ausgesetzt werden, heißt es im Bebauungsplan.
Zum Thema Naturschutz merkte Bürgermeister Christian Stuber an, dass man umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen habe. So werde für die 800 Quadratmeter große Wiese, die im Zuge der Bebauung wegfällt, eine neue Flachlandmähwiese in doppelter Größe geschaffen, daneben seien Schutzflächen von insgesamt zehn Hektar als Waldrefugien für Tiere vorgesehen.
Auf den verschiedentlich geäußerten Vorwurf, er wolle gegen die Interessen der Anwohner einen nach den Wünschen eines Grundstückseigentümers ausgerichteten Bebauungsplan durchsetzen, ging Stuber nicht ein. Stattdessen betonte er, dass man sich im Zuge eines jederzeit transparenten Verfahrens umfassend mit der Situation befasst, ausführlich informiert und alle Beteiligten mit einbezogen habe. Neben den Einwänden habe es durchaus auch positive Rückmeldungen von Anwohnern gegeben.
Bevor die Gemeinderäte schließlich mehrheitlich für den Bebauungsplan stimmten, verlas Gabriele Teichmann eine Erklärung, in der sie ihre ablehnende Haltung begründete. Sie sieht in der Planung vermeidbare Nachteile für die Anwohner und ist der Überzeugung, dass nicht alle Interessen ausreichend berücksichtigt worden sind. Bemerkenswert war der letzte Satz ihrer Erklärung: "Bei meinen Entscheidungsfindungen lasse ich mich nicht unter Druck setzen." Auf Nachfrage der Rhein-Neckar-Zeitung, wie diese Aussage zu verstehen sei, antwortete die SPD-Frau: "Da es sich um eine verwaltungsinterne Angelegenheit handelt, darf ich mich zu den Einzelheiten nicht öffentlich äußern."
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