Mosbach. (schat/dhbw) Ideen zu entwickeln ist gut. Besser noch ist es, wenn die entwickelten Ideen sich auch umsetzen lassen, ihren Weg von der Theorie in die Praxis finden. Eine Idee, die an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mosbach geboren wurde, scheint nun gute Chancen zu haben, sich tatsächlich auch zu etablieren. Nach langer Entwicklungs- und Konzeptionsphase - die ersten Überlegungen stellte man in Mosbach im Jahr 2012 an - war auf der "Aero 2015" in Friedrichshafen der von der DHBW konzipierte Elektroantrieb für ein Segelflugzeug als System erstmals in einem Mockup (Präsentationsmodell) vorgestellt worden. Dieser Tage nun hob der Prototyp mit dem Mosbacher Motor an Bord tatsächlich ab.
Das doppelsitzige Segelflugzeug "ASG 32 EL" mit einer Spannweite von 20 Metern ist das erste Flugzeug der renommierten Alexander Schleicher GmbH, das mit einem Elektroantrieb "made in Mosbach" ausgerüstet ist. Der ausklappbare, elektrische Antrieb dient dem Piloten als "Heimkehrhilfe": Bei ungünstigen Wetterbedingungen oder nachlassender Thermik können so über 100 Kilometer zurückgelegt, der nächste Flugplatz oder der Heimatflugplatz sicher erreicht werden. Dieses innovative Antriebskonzept wurde im Rahmen von "Hessen ModellProjekte" aus Mitteln der Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (Loewe) gefördert.
Für die Entwicklung bildete man unter der Federführung der Firma Schleicher ein Konsortium mit der DHBW Mosbach, der Universität Kassel sowie mit Unternehmen, die sich auf anspruchsvolle Batterielösungen spezialisiert haben. Propeller und Bediengerät entstanden ebenfalls in Zusammenarbeit mit Spezialfirmen. Der Studiengang Mechatronik (Schwerpunkt Elektromobilität) der Dualen Hochschule Mosbach unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer Klein hatte das Innovationsprojekt bei Schleicher einst angestoßen und seither auch mitentwickelt.
Nach ausgiebigen Testläufen am Boden wurde jetzt natürlich mit Spannung erwartet, ob der Motor auch halten kann, was man sich von ihm verspricht. Ob sich auch in der Luft die rechnerischen Leistungsdaten bestätigen. Angepeilt waren beim Testflug 20 Minuten Laufzeit unter Volllast. Zusammen mit Steigwerten von 1,3 Meter/Sekunde ergibt das eine Reichweite von rund 100 Kilometern - und das mit zwei Mitfliegern im Testflugzeug.
"Die ASG 32 El hob im F-Schlepp ab, um dann in ausreichender Höhe zunächst alle Funktionen des Elektroantriebs zu überprüfen", berichtet Diplom-Ingenieur Paul Amklamm, Konstrukteur bei der Firma Schleicher.
Der anschließende erste ausgiebige Steigflug unter Volllast habe dann alle zuvor theoretisch ermittelten Werte auch in der Praxis bestätigt, freut man sich bei Schleicher wie auch bei der DHBW Mosbach. Innerhalb 20 Minuten Motorlaufzeit seien rund 1500 Meter Höhe gewonnen worden.
Nach dem erfolgreichen ersten Testflug mit dem Prototypen soll die "Heimkehrhilfe" nun in Serie gehen, als optionales Antriebssystem für den ASG 32 angeboten werden. Für die DHBW selbst ist das Projekt damit abgeschlossen - und darf als gutes Beispiel für kooperative Forschung an der Mosbacher Bildungseinrichtung gewertet werden.