Von Frank Heuß
Mosbach. In Zeiten des Klimawandels und hoher Feinstaubbelastung in Ballungsräumen rücken abgasfreie Fortbewegungsmittel zunehmend in den Fokus. Emissions- und sogar weitgehend wartungsfrei sind Elektoautos, um die es derzeit im "Studium Generale" der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach geht, das sich an Interessierte aus allen Fachbereichen richtet. Um die 50 Zuhörer fanden sich zum Auftakt der Vorlesungsreihe "Reichweitenangst und Ladensäulenchaos?" im Audimax am Campus Lohrtalweg ein.
Vorgesehen waren zwei Vorträge in Form von Erfahrungsberichten aus unterschiedlichen Perspektiven. Den Anfang machte Laboringenieur Jürgen Eckert, der vom "Alltag mit dem Elektroauto zwischen Mosbach und Heilbronn" sprach. Eckert fährt selbst einen Renault "Zoe" und verglich die tatsächliche Reichweite des Elektroautos mit der von Benzinern. "Es hängt davon ab", schickte er voraus und benannte mehrere Faktoren von den Außentemperaturen bis hin zum Fahrverhalten, wie weit die Reise pro Aufladung gehen kann. Und dabei erweise sich: "Elektroautos kommen weiter, als man glaubt", so Eckert. Insgesamt liefere die Steuerungselektronik während des Energieverbrauchs präzisere Daten über die verbleibende Reichweite als herkömmliche Fahrzeuge .
"Die realistische Reichweite liegt etwa im Bereich eines VW-Käfers von 1972", stellte er einen groben Vergleich an. Für den Alltagsfahrer mache sich ein "E-Auto" mit seinen Vorzügen, die nicht zuletzt im geräuscharmen Fahrbetrieb lägen, bereits ordentlich - für Vielfahrer sei es hingegen momentan noch weniger geeignet, resümierte Eckert, der zuvor reichlich recherchierte technische Daten erörterte, die besonders die im Publikum vertretenen DHBW-Studierenden interessiert haben dürften.
Thomas Peter Müller, der Geschäftsführer der Netzgesellschaft Heilbronn Franken (NHF) ist und den Verein "Elektromobilität Heilbronn-Franken" als Präsident führt, referierte zu den infrastrukturellen Erfordernissen der Verbreitung elektronischer Mobilität. "Nicht als Ideologe, sondern als Praktiker" stünde er vor seinen Zuhörern, denen er von der Erschaffung eines kostengünstigen Netzes von Ladesäulen in der Region berichtete.
Ebenso ging er auf Grenzen der Netzbelastung und die Folgen bei Überbeanspruchungen ein, die bis hin zu Netzausfällen führen könnten. Um die Voraussetzungen für das heimische Aufladen einer Vielzahl von E-Autos zu schaffen, müssten von den Netzanbietern frühzeitig Vorbereitungen getroffen werden. Unzufrieden zeigte sich Müller, dass in China viele technische Entwicklungen umgesetzt würden, "während wir noch darüber nachdenken". Gründe seien im "größeren Handlungsdruck" und in Gegebenheiten des deutschen Marktes für Neuwagen mit überwiegend älteren Kunden zu finden.
Im Anschluss an die beiden aufschlussreichen Vorträge folgte eine ausgiebige Diskussionsrunde mit vielen Wortbeiträgen, die Prof. Dr. Rainer Klein, Leiter des Studiengangs Elektromobilität an der DHBW Mosbach, moderierte. Deutlich wurde dabei allerdings auch, dass im Auditorium ganz überwiegend Freunde der E-Autos saßen - für den klassischen Verbrennungsmotor wollte hier kaum einer eine Lanze brechen.
Dennoch blieben auch unangenehme Fragen: Welche Ökobilanz haben die verbauten Akkus? Wo werden sie hergestellt und später entsorgt? Welche Gefahren bergen Sie im Unglücksfall? Und was kostet diese Mobilitätsrevolution - vom drohenden Verlust von Arbeitsplätzen einmal abgesehen - die Autofahrer gerade im ländlichen Raum mit seinen oft weiten Wegstrecken tatsächlich?
Trotz zahlreicher Erkenntnisse schien am Ende viel Raum zu bestehen für weitere Vorlesungen zu diesem hoch spannenden Zukunftsthema.