Mosbach. Das Mosbacher Freibad "faMos" ist nach wie vor ein Publikumsmagnet. In der Saison 2019, die am Donnerstag nach 156 Öffnungstagen zu Ende gegangen ist, kamen insgesamt rund 120.000 Badegäste in das von den Stadtwerken Mosbach betriebene Bad. Das sind zwar 5000 weniger als im Vorjahr, dennoch bleibt das faMos die mit Abstand meistbesuchte Freizeiteinrichtung im Neckar-Odenwald-Kreis.
Bundesweite Erhebungen haben in diesem Jahr deutliche Rückgänge beim Besuch von Freibädern im Sommer ergeben. Die Statistiker sprechen von einem Minus von 17 Prozent. Da nimmt sich der Rückgang in Mosbach noch vergleichsweise harmlos aus. "Wir sind froh, dass nach 125.000 Besucherinnen und Besuchern im Vorjahr auch 2019 wieder fast genauso viele Badegäste zu verzeichnen waren", erklärte Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann.
Ein verändertes Freizeitverhalten spürt man auch in Mosbach. "In einem Sommer wie diesem mit wirklich sehr gutem Wetter vor allem im Juni, Juli und August, hätten wir früher deutlich mehr Gäste zu verzeichnen gehabt", stellt Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Jaksz fest. "Nehmen wir gerade den guten Sommer vor vier Jahren, da kamen bei vergleichsweise guter Witterung noch 150.000 Gäste ins Bad."
Diese Entwicklung bestätigen auch Schwimmmeister Steffen Kisker und der stellvertretende Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Mosbach, Markus Slaby. Beide Fachleute schlagen Alarm, was die Schwimmkenntnisse von Kindern und Jugendlichen anbetrifft: "Wir drohen, zu einem Volk von Nichtschwimmern zu werden", so Kisker. "Wer mit zehn oder zwölf Jahren nicht schwimmen kann, bei dem ist die Wahrscheinlichkeit, dass er es noch lernt, sehr gering."
In das gleiche Horn stößt auch DLRG-Mann Slaby: "Wenn wir uns die Schwimmfähigkeiten am Ende der dritten Grundschulklasse ansehen, da sind die Kinder in der Regel zwischen neun und zehn Jahren alt, dann stellen wir bei aller regionaler Unterschiedlichkeit fest, dass 50 bis 70 Prozent dieser Kinder nicht sicher schwimmen können." Das war zur Jahrtausendwende noch ganz anders. Da lag der Anteil der Nichtschwimmer in diesem Alter noch bei zehn bis 15 Prozent.
Slaby verweist auf eine bundesweite Kampagne der DLRG genau zu diesem Thema. "Es werden immer mehr Bäder geschlossen", auch das sei ein Grund für die Probleme. Auch würden aufwendige Erlebnisbäder mit viel Schnickschnack zwar weiter gebaut, doch die reinen Schulbäder, in denen einfacher Unterricht stattfindet, zunehmend weichen. So steige auch die Zahl der Badetoten in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich an. Im ersten Halbjahr 2019 seien bundesweit über 250 Menschen ertrunken.
Schwimmmeister Kisker bringt es auf eine einfache Formel: "Der beste Schutz vor dem Ertrinken ist es, sicher schwimmen zu können." Deshalb werden in den Mosbacher Bädern auch laufend Schwimmkurse angeboten. Informationen dazu liefert im Internet die Seite www.schwimmschule-mosbach.de. Auch die Mosbacher Ortsgruppe der DLRG leiste in den Bereichen Ausbildung, Einsatz und Rettungsdienst unschätzbar wichtige Arbeit, bestätigt Kisker. "Viele Kinder trainieren jedes Jahr bei der DLRG, ob im Freibad oder im Hallenbad, und auch Anfängerkurse werden dort angeboten."
Zum Saison-Abschluss gab’s Sekt und Orangensaft
13 Grad Celsius, bedeckter Himmel. Eigentlich kein Grund, noch einmal ins Mosbacher Freibad zu gehen. Aber heute, am Tag der Deutschen Einheit, ist Saisonabschluss. 15 Schwimmerinnen und Schwimmer sind trotz der frischen Außentemperaturen am Vormittag im Bad anzutreffen. Immerhin das Wasser ist mit 25 Grad wohltemperiert.
Insbesondere die "Bahn 1" ist gut belegt. Hier treffen wir mit Susanne Schulcz, Verena Perrone und Ingrid Grohs auch die drei Kraulerinnen, die über die Saison die meisten Kilometer zurückgelegt haben dürften. Genau Buch geführt hat keine der Damen, betreiben sie den Schwimmsport doch rein als Hobby. Geschätzte 144 Schwimmtage mit durchschnittlich fünf Kilometern am Tag pro Person lassen dann aber nur für die drei Damen in der Saison rund 2000 Kilometer zusammenkommen. Am letzten Badetag wird nicht nur geschwommen, sondern auch gefeiert. Es gibt Sekt und Orangensaft.
Was würden die Schwimmerinnen ändern, wenn sie einen Wunsch offen hätten? Eine abgetrennte Schwimmerbahn, lautet die Antwort unisono. Dies wird aber wahrscheinlich ein Wunschtraum bleiben - legen die Verantwortlichen doch Wert darauf, dass es sich bei dem Mosbacher Freibad um ein Spaßbad und kein Sportbad handelt.
Auch die nach wie vor prekäre Bademeistersituation wird sich wohl nicht ändern. So ist auch das Trennungsseil zwischen den Nichtschwimmern und Schwimmern kein Thema mehr, das - die Kraulerinnen und Krauler auf Bahn 1 unterschwimmen es elegant.
Ein weiterer Wunsch der eifrigen Kraulertruppe wird ebenfalls unerfüllt bleiben: Sie schwimmen so gerne im "faMos", dass sie am liebsten schon am 1. März in die Freibadsaison starten würden. Aber wie heißt es bekanntlich: "Vorfreude ist die schönste Freude." Und so werden sie sich am 1. Mai umso mehr freuen, sich endlich wieder ins kühle Nass der Bahn 1 stürzen und ihre Bahnen ziehen zu können.
Info: Das Mosbacher Hallenbad in der Jean-de-la-Fontaine-Straße 10 am Schulzentrum Katzenhorn öffnet am kommenden Dienstag, 8. Oktober. Weitere Informationen hier