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Entwarnung für Fußballer: Keine Krebsgefahr auf Kunstrasen der Region

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Von Heiko Schattauer

Mosbach. Der Ball rollt immer sauber, keine Unebenheiten stören das Spiel, er muss nicht gemäht, gedüngt, bewässert oder geschont werden. So ein Kunstrasenplatz hat für Fußballer viele Vorteile. Dieser Tage allerdings sind die immergrünen und anspruchslosen Spielflächen schwer ins Gerede gekommen. Aus dem Nachbarland Holland schwappten Meldungen zu uns, wonach dort die Behörden Kunstrasenplätze untersuchen lassen, weil sich dort möglicherweise krebserregende Stoffe finden ließen. Auslöser war ein TV-Beitrag mit dem Titel "Gefährliches Spiel", konkret geht es um das Kunststoffgranulat, das auf den Feldern ausgebracht und aus Altreifen recycelt wird - und wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (Pak) enthalten könnte.

Reichlich Konjunktive also, die Verunsicherung ist dennoch da, auch in der Region wird zum Teil auf Kunstrasenplätzen trainiert und gespielt, auch etliche Minispielfelder des DFB sind als Kunstrasen gebaut und vielgenutzt. Eine klare Aussage kommt vor diesem Hintergrund vom marktführenden Unternehmen, das auch sämtliche Kunstrasenfelder im Altkreis Mosbach angelegt hat: "Das Granulat, das wir auf unseren Spielfeldern ausbringen, ist unbedenklich", versichert Alexander Wörz von der Firma "Polytan" auf RNZ-Nachfrage. Das schwarze Gummigranulat sei nach DIN-Norm 71-3 ("Spielgerätenorm") und zudem von unabhänigen Labors auf Stoffe wie Pak geprüft. In Bezug auf eine mögliche Gefährdung könne man "Entwarnung geben", so Wörz weiter.

Die Kunstrasen-Experten von Polytan verweisen auf unterschiedliche Bauweisen der Spielfelder in den Niederladen und Deutschland. "Bei uns ist die Situation anders als in Holland", sagt Polytan-Kommunikationsleiter Friedemann Söll. Hierzulande würden die Plätze im Vergleich zu den Niederlanden nur mit einem Drittel der Menge an Granulat verfüllt. "In Deutschland setzen wir bei einem Großteil der Plätze auf einen elastischen Unterbau. Daher braucht man zum Ausgleich wesentlich weniger Granulatkörner an der Oberfläche", so Söll. In Holland baue man eher auf die kostengünstigere Variante: weniger Unterbau, mehr Granulat. Hinzu kommt laut Söll die Beschaffenheit des Materials: Polytan biete seinen Kunden überwiegend Granulat aus eigener Herstellung. "Wir empfehlen immer neues Granulat", sagt Söll. Generell werde Granulat, das beim Recycling von Altreifen gewonnen wird, "immer seltener" und wenn dann eben aus Kostengründen genutzt.

Frei von Pak ist aber auch das hochwertige Neugranulat aber nicht. Das will man bei Plytan auch nicht verhehlen. Allerdings: Den Grenzwert, den die EU für die Verwendung des Weichmachers - ein Milligramm Pak/Kilogramm Granulat sieht man bei der Europäischen Union als unbedenklich an - vorgibt, unterschreite man "sehr deutlich", so Söll. Um das zu gewährleisten seien auch die jeweiligen Lieferanten zertifiziert. Der Kommunikationsleiter von Polytan gibt bereitwilig Auskunft, und auch wenn man keinerlei Gefährdung sieht, sagt Friedemann Söll: "Wir nehmen die Sorgen natürlich ernst. Beraten unsere Kunden, klären auf."

Alexander Wörz führt noch einen weiteren Punkt an: die Gewährleistung. So gelten strenge Vorgaben, was die Hersteller-Garantie für die Kunstrasenspielfelder angeht. Nur, wenn auch das vorgeschriebene Infill-Material verwendet wird - also (zertifiziertes) Granulat aus dem eigenen Haus - bleibe die Gewährleistung bestehen. Zudem würde bei Herstellung der Anlagen meist ein gewisser Vorrat an Orginal-Granulat mitgeliefert werden, mit dem die Spielfelder bei Bedarf nachgefüllt werden könnten.

Im Stadtgebiet Mosbach wird neben dem DFB-Minispielfeld am Pattberg-Gymnasium noch der - ebenfalls von Polytan gebaute - Kunstrasenplatz im Elzstadion nahezu täglich bespielt. "Die Firma hat uns auf Anfrage bestätigt, dass alle Anforderungen des auf dem Kunstrasenplatz in Neckarelz verwendeten Granulates gemäß der entsprechenden DIN-Normen erfüllt werden und dass eine Unbedenklichkeit besteht", schildert Philipp Parzer (Sportbeauftragter der Stadt) gegenüber der RNZ.

Bei den Minispielfeldern, die der DFB im Nachgang der WM 2006 bauen ließ und die unter anderem auch in Daudenzell oder Fahrenbach rege genutzt werden, sei bei Herstellung das zertifizierte Polytan-Granulat eingestreut worden, wie Friedemann Söll ergänzt.

Die Gesundheit der Fußballer scheint auf den Kunstrasenplätzen in der Region also nicht ernsthaft gefährdet zu sein. Zumindest nicht vom Granulat, auf dem der Ball rollt.


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