Von Christian Beck
Mosbach-Diedesheim. Es sind Felsbrocken von beängstigender Größe, die jeden Moment abstürzen könnten. Hinzu kommen jede Menge Hohlräume, die im Inneren des Gebirges lauern: Der Schreckberg hat Geologen wie Ingenieuren einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Insbesondere die Deutsche Bahn ist besorgt - betreibt sie dort doch eine wichtige zweigleisige Strecke - unter anderem der Regionalexpress in Richtung Heidelberg fährt dort entlang. Vor diesem Hintergrund wird der Schreckberg gerade aufwendig saniert. Bis zum Jahresende sollen die Baumaßnahmen am Fuße des Bergs dauern. Im neuen Jahr sind dann Arbeiten in Gleisnähe dran, die zu Einschränkungen im Bahnverkehr führen.
Es gibt schöne Überraschungen und weniger schöne. Was Klaus Scharf erblickte, als er sich im August am Hang des Schreckbergs abseilte, gehörte zur unschönen Sorte. Denn beim Blick unter das Dickicht der Vegetation entdeckte der Geschäftsführer der Firma GTU Ingenieurgesellschaft unter anderem eine große Höhle, die bis unter die Bahngleise reicht. Sofort ließ die Bahn das talseitige Gleis für den deutlich schwereren Güterverkehr sperren und den Bewuchs entlang des Hangs entfernen. "Auf 700 Metern haben wir dann ein Problem nach dem anderen gefunden", erklärt Scharf. Denn das lose Gestein könnte ausbrechen, das Gleisbett unterhöhlen oder auf die darunter verlaufende Bundesstraße 37 stürzen.
Ein Risiko für den Zugverkehr habe aber nicht bestanden - bei dieser Aussage bleibt Axel Hirschfeld auch nach mehrfacher Nachfrage der RNZ. Der Bezirksleiter des konstruktiven Ingenieurbüros des DB-Netzbezirks Heilbronn gibt aber zu, dass "dringender Handlungsbedarf" gegeben war - höchste Eisenbahn also. Falls sich doch ein Risiko für den Zugverkehr ergeben sollte, werde die Bahnstrecke sofort gesperrt, fügt Hirschfeld hinzu. Momentan halten sich jeden Tag drei Geologen auf der Baustelle auf, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Doch warum beginnt der Schreckberg überhaupt zu bröseln? "Das Wasser ist das Hauptproblem", erklärt Klaus Scharf. Große Mengen davon fließen über und durch das Gestein in den Neckar und waschen den Fels immer weiter aus. Dies ist sowohl beim tonigen Schluffstein im unteren Bereich als auch beim Muschelkalk weiter oben der Fall. Letzterer verliert so viel Kalk. Dieser setzt sich als so genannte Sinterablagerung im unteren Bereich des Hangs fest und hat dort zahlreiche Wasserabläufe verstopft. Das Wasser hat sich deshalb neue Wege gesucht und noch zusätzliche Schäden verursacht. Und auch die Struktur des Berges spielt eine Rolle: Klüfte, also Trennflächen im Gestein, sorgen noch einmal zusätzlich für Hohlräume, an denen das Wasser sein zerstörerisches Werk vollbringen kann.
Um all diese schadhaften Stellen zu sichern, tragen Mitarbeiter der Firma "Sachtleben Mining Services" die Sinterablagerungen sowie die losen Gesteinsschichten ab. Anschließend sorgen Spritzbeton und Verpresspfähle aus Stahl wieder für Festigkeit. Manche Problemstellen sind jedoch von außen gar nicht zu sehen. "Bei Erkundungsbohrungen haben wir Hohlräume von drei Kubikmetern gefunden", berichtet Klaus Scharf. Diese werden dann ebenfalls verfüllt. Bis zum Jahresende soll der Schreckberg auf einer Länge von rund 700 Metern saniert sein. Rund 1,5 Millionen Euro kosten die Arbeiten, für die die Deutsche Bahn aufkommt. Wie lange der Schreckberg dann keinen Schrecken mehr verbreitet? "Das hält für mindestens 100 Jahre", gibt sich Scharf gelassen. Dazu ist es aber notwendig, dass künftig die Entwässerung besser funktioniert. Aus diesem Grund sollen im kommenden Jahr Entwässerungsrinnen entlang der Gleise gebaut werden - sie ersetzen die zu klein dimensionierten Rohre. Sie sollen zudem in Zukunft regelmäßig in Augenschein genommen und bei Bedarf gereinigt werden.
Für diese weiteren Baumaßnahmen nimmt die Deutsche Bahn noch einmal rund 1,5 Millionen Euro in die Hand. Zudem wird davon der Zugverkehr beeinträchtigt werden: Von April bis Juni 2017 soll voraussichtlich das talseitige Gleis gesperrt werden, ab Juli machen die Bauarbeiten das bergseitige Gleis für fünf Monate nicht passierbar. Ende 2017 soll die Baumaßnahme abgeschlossen sein. "Aktuell erarbeiten wir einen Fahrplan, der die Beeinträchtigungen möglichst gering halten soll", berichtet Hirschfeld.