Mosbach. (blu) Im Rahmen der 22. Mosbacher Buchwochen las am Montagabend Elisabeth Herrmann aus ihrem neuesten Krimi "Totengebet" vor rund 40 Zuhörern in der Mediathek. Für diese vierte Lesung der Buchwochen konnte man eine der "bekanntesten und besten Krimiautorinnen Deutschlands" gewinnen, wie es Raimar Wiegand, Leiter der Mediathek Mosbach, formulierte.
Direkt zu Beginn entführte Elisabeth Herrmann die Zuhörer in die israelische Hafenstadt Haifa, indem sie Gerüche, Bilder und Geräusche so detailliert beschrieb, dass so mancher Zuhörer sich beim gedanklichen Flanieren über den Markt ertappte. Dazu trug die überaus angenehme und packende Lesestimme der Autorin bei, die das Publikum direkt in die Erzählung eintauchen ließ.
"Totengebet" ist Herrmanns fünfter Roman mit dem Berliner Anwalt Joachim Vernau, einem "charmanten, kleinen Blender". Auch wenn er sich im Laufe der Krimis immer weiter entwickelt, lässt ihn eine Eigenschaft nicht los: "Ich habe ihm die Gabe gegeben, sich immer wieder heiß und innig zu verlieben", meint Elisabeth Herrmann mit einem Schmunzeln. "Als Autorin darf ich das."
In verschiedenen Erzählsträngen und Zeitsprüngen nahm sie ihre Zuhörer mit in eine Geschichte voll schöner Erinnerungen und Liebe, aber auch von einem schrecklichen Verrat und vertuschten Mord. Lustige Passagen sorgten im Publikum für Gelächter. Bevor Elisabeth Herrmann am Ende ausführlich auf die Fragen der Zuhörer einging, las sie aus einer Mordszene, in der eine Frau von einer Person mit Baseballschläger verfolgt wird. "Er ist hier, um mich zu töten", flüsterte sie, ließ die Zuhörer jedoch gekonnt im Ungewissen. Im Anschluss konnte man gar nicht anders, als ein Exemplar des Krimis in der Mediathek zu leihen oder es direkt zu kaufen, um die Auflösung der Szene zu erfahren.
Einige Krimis mit Anwalt Joachim Vernau wurden bereits mit Jan Josef Liefers in der Hauptrolle verfilmt, weitere folgen. Die Drehbücher für die Verfilmungen schreibt Herrmann selbst. Auch die Orte, an denen sie ihre Handlung spielen lässt, muss sie vorher bereist haben. "Sonst stochert man im Nebel." Sie war für "Totengebet" selbst viel in Israel, schätzt jedoch auch den immensen Fundus an Geschichten, der in Deutschland zu finden ist.
Doch aller Anfang ist schwer: Über 50 Absagen bekam sie, bevor jemand ihren ersten Krimi verlegen wollte. "Ich war davon überzeugt, das Ding war gut!" Und so war es dann auch. Nach anfänglich schleppender Resonanz landete das Werk durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf Platz eins bei Amazon. "Persönliche Empfehlung ist nach wie vor die größte Macht." Und natürlich braucht es ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein: "Ich weiß, welche Stoffe das ZDF mag!"
Raimar Wiegand zeigte sich am Ende des Abends zufrieden: "Das Lesen an sich ist toll, aber gerade das persönliche Gespräch nach der Lesung macht so einen Abend besonders. Das hat heute wunderbar funktioniert."
Info: Schon heute besteht wieder die Möglichkeit für so einen besonderen Abend. In der Mediathek findet um 20 Uhr eine Lesung mit Autorin Katharina Hagena statt. Karten gibt es in der Mediathek, bei Kindlers und bei Bücher am Käfertörle.