Von Christian Beck
Mosbach. "Einen Flüchtling einzustellen, ist sehr einfach" - so lautete eine der zentralen Botschaften von Peter Fischer in einem Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung im November des vergangenen Jahres. Denn der Geschäftsführer von Fischer Elektromotoren beschäftigt drei syrische Flüchtlinge in seiner Firma in Allfeld.
Eben jenes Interview hat nun offenbar Eindruck hinterlassen. Und so einiges angestoßen: "Wir müssen die Unternehmer in Mosbach auch für diese Idee begeistern", findet Ludwig Jost vom Arbeitskreis Asyl Neckarelz. Und wandte sich deshalb an die Stadtverwaltung. Diese organisierte nun ein Treffen, zu dem rund 30 Firmenvertreter eingeladen waren, um sich zu informieren, wie Flüchtlinge in Arbeit gebracht werden können.
Eine der wesentlichen Erkenntnisse für viele Unternehmer kommt schnell. Sie lautet: So einfach ist das alles nicht. Denn Flüchtling ist nicht gleich Flüchtling. So haben anerkannte Flüchtlinge uneingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt. Für die Arbeitsvermittlung ist das Jobcenter zuständig. Asylsuchende und Geduldete dürfen nach drei Monaten arbeiten - allerdings nur, wenn die Ausländerbehörde zustimmt.
Ihnen einen Job zu vermitteln, ist Aufgabe der Arbeitsagentur. Ob jemand in Deutschland als Flüchtling anerkannt wird, liegt zu großen Teilen an dem Land, aus dem er geflüchtet ist. Während beispielsweise Syrer eine gute Chance haben, ist die Bleibeperspektive für Flüchtlinge aus Nigeria eher schlecht.
Dementsprechend ist es mehr oder weniger schwierig, einen Flüchtling zunächst einmal als Praktikanten aufzunehmen. Bei Asylbewerbern und Geduldeten muss es von der Ausländerbehörde genehmigt werden. Anerkannte Flüchtlinge brauchen diese Genehmigung nicht. Grundsätzlich muss Praktikanten der Mindestlohn bezahlt werden, bei Flüchtlingen kann diese Regelung für bis zu drei Monate ausgesetzt werden.
Wie sieht es beim Thema Ausbildung aus? Alle Flüchtlinge, die eine Lehre begonnen haben, dürfen diese auch abschließen - ganz egal, ob sie anerkannt oder nur geduldet sind. Aufgrund der so genannten "3+2 Regelung" dürfen sie anschließend weitere zwei Jahre in diesem Beruf arbeiten. "Und danach sind diese Menschen meist soweit integriert, dass sie eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung bekommen", erklärt Patrick Mandl von der Agentur für Arbeit.
Er sowie Vertreter des Jobcenters, der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar, der Handwerkskammer Mannheim-Rhein-Neckar-Odenwald, der Mosbacher Stadtverwaltung sowie verschiedener Asyl-Arbeitskreise ließen aber noch einen zweiten Punkt deutlich werden: Für Unternehmer, die sich vorstellen können, einen Flüchtling zu beschäftigen, gibt es viele Ansprechpartner.
Dementsprechend rege lief auch der Austausch in der Mosbacher Ideenwerkstatt. Ein zentraler Punkt, der immer wieder angesprochen wurde, ist die Sprache. Vor allem beim Thema Ausbildung ist sie wichtig. Denn in der Berufsschule geht es auch um Fachbegriffe. Ulrich Floß von der IHK Rhein-Neckar empfiehlt deshalb das Sprachniveau B1. Das bedeutet, dass die Hauptpunkte verstanden werden, wenn über vertraute Dinge in klarer Standardsprache gesprochen wird. "Darunter wird die Ausbildung scheitern", betont Floß.
Das Dilemma für Flüchtlinge mit schlechter Bleibeperspektive: Sie können im Regelfall nur bleiben, wenn sie eine Ausbildung beginnen. Bis dahin sprechen sie aber oft noch nicht so gut deutsch. Und können es meist noch schlechter lesen und schreiben - auch das ist vor allem in der Berufsschule ein Problem. Schließlich ist das Bildungsniveau der Flüchtlinge recht unterschiedlich - während manche einen Bildungsabschluss ähnlich dem Abitur vorweisen können, sind andere Analphabeten.
Doch jeder bringt auch seine eigenen Talente mit. "Und wir wissen ganz genau, wer was kann", betont Ludwig Jost. Er und viele andere Menschen, die sich in Asyl-Arbeitskreisen engagieren, könnten deshalb den Unternehmen bei der Suche nach der passenden Arbeitskraft behilflich sein. Und auch bei der Stadtverwaltung freut man sich über Anfragen. "Das mit der Bürokratie ist oft so ein Schreckgespenst", weiß Annette Vogel-Hrustic von der Flüchtlingskoordination. "So schwer ist das aber gar nicht", betont sie. Schließlich böten sie Hilfe
Am Ende des Abends voller Austausch blickt man in viele zufriedene Gesichter: "Es war wichtig, einmal den Anstoß zu geben", findet Wirtschaftsförderer Fabian Weiß. Vielleicht springe ja auch der Landkreis auf den Zug auf.
Info: Unternehmer können sich zum Thema Flüchtlinge und Arbeit unter der 06261/82351 oder per E-Mail unter fluechtlinge@mosbach.de informieren.