Quantcast
Channel: Mosbach
Viewing all articles
Browse latest Browse all 8199

Mosbacher Studenten beraten Heidelberger Stift Neuburg

$
0
0

Mosbach/Heidelberg. Fachkräfte- und Nachwuchsmangel gehören zu den großen Herausforderungen für Unternehmen. Dass auch ein Kloster hiervon betroffen sein könnte, mag zunächst überraschen. Studenten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach haben Parallelen erkannt und erarbeiten ein Zukunftskonzept für das Heidelberger Kloster Stift Neuburg.

Im Kern geht es um die Frage "Wie kann die Existenz des Klosters durch Gewinnung neuer Mitbrüder gesichert werden?" Studenten des fünften Semesters des Studiengangs BWL-Handel mit der Vertiefung "Internationaler Handel" tauschten sich in den letzten Monaten mit Abt Winfried sowie Mitbrüdern und Mitarbeitern des Benediktinerordens aus. Zunächst untersuchten sie die Führungsstruktur des Klosters. Auch verglichen sie die Benediktiner und ihre inhaltliche Ausrichtung mit mehreren anderen Glaubensgemeinschaften, um Unterschiede und insbesondere positive Beispiele zu finden. Im Fokus stand, wie andere Orden neue Mitglieder gewinnen.

"Heute sehen wir das Thema eher im mikroökonomischen Kontext einzelner Unternehmen oder Branchen", erläutert Prof. Dr. Anja Kern, die das Projekt zusammen mit der akademischen Mitarbeiterin Kirsten Bock und Studiengangsleiter Prof. Dr. Hubert Speth leitet. Der Studiengang hatte Ende Januar Abt Winfried, Prior Pater Ambrosius und Mathias Braun zu Gast, um ihnen die Erkenntnisse aus der ersten Projektphase zu präsentieren. "Morgen sind wir vielleicht mit einem gesamtgesellschaftlichen Problem konfrontiert: Zu viele alte Menschen, zu wenig junge - und die verlassen möglicherweise Deutschland, um an interessanteren Orten zu leben und zu arbeiten", skizzierte Kern die Problematik.

Die Studenten führten - basierend auf Theorien der Betriebswirtschaftslehre - viele Interviews mit jungen Mönchen sowie Gläubigen und erarbeiteten Maßnahmen für eine professionelle Anwerbung junger Novizen. In fünf Arbeitsgruppen stellten sie nun ihre Ergebnisse vor. Eine wesentliche Erkenntnis lautete: Junge Menschen heute haben andere Wünsche und Bedürfnisse als noch vor 20 oder 30 Jahren und stellen andere Anforderungen an die Glaubensgemeinschaft. Kommunikation ist einer der wesentlichen Ansatzpunkte für das Kloster, finden die Studierenden: Kommunikation innerhalb der Klostergemeinschaft ist wichtig. Aber auch die Kommunikation mit dem Umfeld darf nicht vernachlässigt werden, vor allem mit jungen Menschen. Wer nicht schon früh dem Glauben begegnet, wird später kaum über den Beitritt in einen Orden nachdenken, so ein Ergebnis aus den Interviews.

Im Anschluss an die Präsentation der konkret ausgearbeiteten Analysen und Vorschläge der Studierenden dankte Abt Winfried, dass die Präsentation seinen Blick "von außen nach innen geöffnet" habe. Bisher habe man immer nur von innen nach außen geblickt und überlegt, was das Kloster zu bieten habe. Nun müsse man sich fragen, was die jungen Menschen heute erwarten, damit das Kloster diesen Bedürfnissen gerecht werden könne. Zudem traf ihn die Erkenntnis, dass die eigentliche Aufgabe der Benediktinermönche, für die Gemeinschaft und die Gesellschaft zu beten, nach außen kaum wahrgenommen werde. "Hier können wir noch viel mehr tun, um den Menschen zu zeigen, was unsere Aufgabe ist, nach der wir unser Leben mit Gott ausrichten."

Das Projekt ist damit noch nicht beendet. In einem zweiten Schritt erarbeiten die Studenten Konzepte zu "Positionierung und Vermarktung" des Klosters und erhalten damit einen ganzheitlichen betriebswirtschaftlichen Einblick in eine Organisation, die sich strategisch neu ausrichten muss. Das Team aus der DHBW Mosbach fungiert quasi als Unternehmensberatung mit dem Ziel, gemeinsam mit den Mönchen Maßnahmen zur Zukunftssicherung des Klosters Stift Neuburg zu definieren.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 8199