Von Stephanie Kern
Hüffenhardt/Kälbertshausen. Eigentlich wollte er nie Pfarrer werden. Eigentlich. Heute ist das Pfarrerskind Fritjof Ziegler doch evangelischer Pfarrer. Am kommenden Montag tritt Ziegler seine neue Pfarrstelle in Hüffenhardt und Kälbertshausen an. "Normal gibt es bei Pfarrstellen immer mindestens ein halbes Jahr Vakanz", erzählt Fritjof Ziegler. In Hüffenhardt ging die Regelung von Christian Ihrigs Nachfolge - der nach Haßmersheim wechselt - bedeutend schneller. Pfarrer Ihrig ist (aufgrund von Verzögerungen) noch gar nicht richtig weg, da ist schon sein Nachfolger angekommen. Nach zwei Vorstellungsgottesdiensten und einem Wahlgottesdienst stand fest, dass Ziegler die Stelle in Hüffenhardt übernehmen wird. Vor drei Wochen erst hat er das erfahren.
Der Theologe kam schon viel rum in seinem Leben. Als Kind zog er mit seinen Eltern einige Male um, auch Dallau war eine Station seines Lebens. Zum Studium ging es dann nach dem Zivildienst nach Bochum, Wuppertal, Montpellier und Heidelberg. Dann trat er eine Pfarrstelle in Wiesloch an, danach in Titisee-Neustadt. Von dort ging es dann - auch aus familiären Gründen - für drei Jahre als "Springer" nach Pforzheim. Und nun eben Hüffenhardt und Kälbertshausen.
"Wenn man es zusammenzählt, ist das mein 17. Umzug", sagt Fritjof Ziegler. Der 49-Jährige wollte nach den drei Jahren als Springer, in denen er auch seine Arbeitszeit reduzierte, wieder "in die Vollen gehen", eine eigene Pfarrgemeinde betreuen und dort predigen. "Predigen, Gottesdienste halten - das ist mein Ding."
Gleichzeitig mit dem Start seiner 13-jährigen Tochter an einer neuen Schule startet nun auch für Fritjof Ziegler wieder ein neuer Lebensabschnitt. Einziger Wermutstropfen: Ein schneller Einzug ins Pfarrhaus ist nicht möglich. "Die Kirchengemeinde hatte sich schon vor einigen Jahren um eine energetische Sanierung des Pfarrhauses beworben, und diese wurde auch bewilligt. Man wollte mit den Bauarbeiten warten bis zu einer möglichen Vakanz der Pfarrstelle, so Ziegler. Diese Vakanz gab es nun - auch dank Zieglers Engagement - gar nicht. Aktiv hatte er nach einer neuen Stelle gesucht.
In Hüffenhardt habe von Anfang an alles gepasst - von beiden Seiten. Der Architekt rechnet mit einer Bauzeit von einem halben Jahr. Das Haus wird gedämmt, und die Fenster werden ausgetauscht. "Im Moment wohnen wir in Diedesheim." Die offizielle Einführung soll im Spätherbst stattfinden.
"Ich habe mir fest vorgenommen, sowohl für Einheimische als auch Zugezogene da zu sein. Deswegen ist Kirche besonders, weil sie für alle da ist", so Ziegler. Bevor er große Pläne schmiedet, will er aber erst noch mit den Mitarbeitern sprechen, um herauszufinden, was in Hüffenhardt und Kälbertshausen zu tun ist. "Das ,Ich‘ als Pfarrer sehe ich sehr heikel, davor steht für mich immer das ,Wir‘", sagt Ziegler und gibt damit auch die Marschrichtung vor. "Wir werden sehen, wo ich gebraucht werde."
Drei Dinge hat er sich dennoch vorgenommen: "Es soll wieder einen Gemeindebrief geben und auch eine eigene Homepage für die Kirchengemeinde." Außerdem müsse auch an der Kirche einiges gemacht werden. "Aber das ist ein längerfristiges Projekt, zuerst müssen die Finanzen in Ordnung gebracht werden." Er gehe davon aus, dass die Kirchengemeinde die nächsten zehn Jahre für das Projekt brauchen werde.
Dass Pfarrer Christian Ihrig 20 Jahre die Pfarrei geleitet hat, macht Ziegler keine Angst. "Ich werde nicht direkt in seine Fußstapfen treten, wir haben hier und da unterschiedliche Ansätze", sagt Fritjof Ziegler.
Was den Hüffenhardtern sehr wichtig ist, ist die Ökumene, und auch da ist Fritjof Ziegler offen. "Klar haben wir verschiedene Konfessionen. Ich mache inzwischen die Hauptunterscheidung zwischen denen, die mit Kirche etwas anfangen können, und jenen, die das eben nicht können", sagt Ziegler.
In Titisee-Neustadt verabschiedete ihn sein katholischer Kollege als Freund, erzählt Ziegler noch. Ein guter Anfang für Hüffenhardt ...