Von Heiko Schattauer
Mosbach. Er hat mit 14 schon angefangen - und lässt bis heute nicht locker: Ralph Ruthe ist Autor, Musiker, Filmemacher und Cartoonist, hat schon für Käpt’n Blaubär und das legendäre Mad-Magazin getextet und ist mit seinen unverwechselbaren Zeichnungen in vielen renommierten Zeitungen und Magazinen präsent. Am 14. November (20 Uhr) kommt Ruthe mit seinem Programm "Shit happens" in die Alte Mälzerei in Mosbach. Die RNZ kam vorab mit dem Bielefelder ins Gespräch - und zu erstaunlichen Erkenntnissen.
Hallo Herr Ruthe. Sie haben via Facebook ja schon über das "winzige Kaff" Mosbach und den nahenden Auftritt des Witzbildmalers aus Bielefeld vor leeren Rängen philosophiert. Darf einer, der aus der Stadt kommt, die es vielleicht gar nicht gibt, so über die Große Kreisstadt Mosbach witzeln?
Ja klar, das darf er. Das muss er sogar. Ich mach das ja nicht das erste Mal. Das ist schon so etwas wie ein erster Filter: Die Leute mit Humor finden das in der Regel ganz gut, die anderen sind bei mir wahrscheinlich eh nicht so ganz richtig.
Und die gewünschte Wirkung hat der Post ja auch erzielt ...
Oh ja, das hat er. Als ich das mit dem Kaff und so geschrieben habe, waren gerade mal 100 Plätze für die Show im großen Saal der Mälzerei gebucht. Inzwischen sind es mehr als 300. Ich mache das auch sehr gerne für 100 Zuschauer, bitte nicht falsch verstehen. Aber in einer großen Location wie der Mälzerei wären die ein bisschen verloren, finde ich.
Dann gehen wir einfach mal davon aus, dass die gute Stube Mosbachs auch gut voll wird. Was dürfen die erwarten?
Ich verspreche nichts anderes als zwei Stunden gute Unterhaltung in einer Show, wie sie die Zuschauer noch nicht erlebt haben. Ich sage das nicht aus Eitelkeit heraus, sondern weil es eine Tatsache ist. Das macht eben sonst keiner in der Form, wie ich das mache.
Was genau macht Ihr Programm so außerordentlich?
Es ist so etwas wie eine Late-Night-Show ohne Gäste, dafür mit Clips und guter Musik. Wem meine Cartoons gefallen, der wird an diesem Abend viel Spaß haben.
Musik also auch ...
Ja, ich habe schon Musik gemacht, lang bevor ich Shows gemacht habe. Sie werden es nicht glauben, ich bin ein Cartoonist, der ordentlich Gitarre spielen und sogar anständig einen Ton halten kann.
Aber Sie fragen auf Ihrer Homepage ja selbst: Was macht ein Cartoonist auf der Bühne?
Spaß. Ich mach vor allem Spaß. Und das hat bei Cartoonisten ja auch durchaus Tradition. Nehmen Sie mal Loriot oder Otto Waalkes. Die haben Cartoons gemalt, aber eben auch Sketche gedreht. Die beiden waren in meiner Kindheit und Jugend die einzigen Komiker mit zitierfähigen Witzen. Wenn das heute einer dann mit meinen Witzen ähnlich handhabt, dann ist das für mich ein großes Kompliment.
Das Introvideo auf Ihrer Homepage ist explizit "mit Penis" ausgezeichnet. Findet wahrscheinlich nicht jeder so lustig, wie es gedacht ist, oder?
Ein bisschen Anstoß liefern gehört dazu, finde ich. Ich mache in erster Linie das, was mir gefällt. Und genieße den Umstand, dass das offenbar recht vielen auch gefällt. Das soll auch kein Humor für alle sein. Wenn man das anfängt, hat man verloren.
Greta darf bei Ihrem Humor aber schon mitspielen ...
Es ist so: Ich mache nichts von dem, was ich mache, weil ich es muss. Sondern weil ich es will. Und mit der Reichweite, die ich habe, kann ich mich bei einem wichtigen Thema wie Klimaschutz ja nicht einfach raushalten. Das habe ich auch nicht gemacht, als das mit der Pegida aufkam. Ich finde das ganz wichtig. Natürlich hat man - und da muss ich dann ganz ernst sein - mit zwei Millionen Followern auch eine Verantwortung. Ich muss mir klar sein, wofür ich stehe, wen ich ansprechen will, was ich sagen will. Ich will die Leute zum Lachen bringen, klar. Aber eben auch mal zum Nachdenken.
Sie sind ja jüngst auch Vater geworden. Hat das ihr künstlerisches Wirken noch mal verändert?
Ehrlich gesagt: nein. Ich bin ja recht spät Vater geworden, da war ich schon jemand, wenn man so will. Kinder verändern das Leben natürlich trotzdem enorm, ich muss mich noch mehr disziplinieren, die Abläufe koordinieren. Das hab ich vorher auch schon getan, denn ein Job für Faulenzer ist meiner nicht.
Nehmen Ihre Kinder schon wahr, was Sie beruflich so machen?
Ja, die erkennen meine Sachen tatsächlich schon, das ist erstaunlich. Neulich haben Sie am Bahnhof auf eine Postkarte gezeigt und gesagt: "Die hat Papa gemacht!" Das war ein irres Gefühl. Sie mögen offenbar, was ich mache.
Und Sie? Wen mögen Sie von Ihren Figuren am liebsten?
Hm ... welches ist das Lieblingskind? Gemeine Frage. Im lauten, ordinären Schaf mit seiner robusten Sprache steckt viel von mir drin. Viel vom Ruthe von vor 20 Jahren. Doch, das Schaf mag ich sehr.
Info: Zu sehen ist der Ruthe von vor 20 Jahren und von heute am 14. November in der Alten Mälzerei in Mosbach. Eintrittskarten für sein Programm "Shit happens" gibt es u. a. bei der RNZ im Mosbacher Gartenweg.